Rezension: "Staat X" von Caroline Wahl

Titel: Staat X

Autor: Caroline Wahl

Verlag und Info: Loewe Verlag

TB, 400 Seiten

Preis: 9,95 €

Genre: Jugendbuch

Reihe: Nein

VÖ: März 2019

Staat X - Caroline Wahl

Inhalt

Eine Woche. Ein Projekt. Eine ganze Schule wird abgeschottet, die Lehrer haben nichts mehr zu sagen. Die Schule wird zum Staat und die Schüler verwalten sich selbst.

Jahrelang liefen die Vorbereitungen und jetzt ist es endlich so weit. Alle Schüler aller Altersklassen bilden einen kompletten Staat nach - inklusive Regierung, Recht und Justiz, Wirtschaft und Steuern,  Presse und allem was dazugehört.

Sehr unterschiedliche Charaktere treffen hier aufeinander und müssen ohne Eltern und Lehrer miteinander auskommen. Es dauert nicht lange, und die ersten Regeln werden gebrochen, die ersten Machtspiele und Intrigen untereinander werden aufgenommen.

Eigentlich freuen sich alle Schüler auf das Erlebnis. Doch aus Spaß wird schnell ernst, als die Übergriffe gegen Personen und bestimmte Berufsgruppen immer ernster werden. Auf einmal wird aus dem Projekt bitterer Ernst.


Beurteilung 

Das war jetzt mal wirklich wieder etwas anderes. Wahrscheinlich denken viele Leser hier auch an "Die Welle", und sie haben nicht unrecht. 
Das wirklich Interessante ist, dass die ganze Handlung innerhalb einer abgeschotteten Örtlichkeit, nämlich dem Schulgelände, passiert. 

Die Handlung geht gut voran und bleibt durchweg spannend, auch wenn ich sagen muss, dass ich persönlich beim Lesen nun keine allzugroßen Überraschungsmomente hatte, da ich mit der Entwicklung, die die Geschichte nimmt, gerechnet habe. Natürlich ohne die Details. 

Die Geschichte wird durch ziemlich viele handelnde Personen bestimmt, so dass es keinen absoluten Protagonisten gibt. Einige werden hervorgehoben, irgendwie ein bisschen als Stellvertreter der jeweiligen "Typenschublade", und davon wurde hier wirklich keine ausgelassen - die "normale" neue Schülerin, die angehimmelten Sportasse ohne viel Hirn, der düstere Aussenseiter, der Streber, die Abgedrehte, der Nerd - alle klassischen Kategorien von Typen sind vertreten.

Trotzdem kann man der Handlung sehr gut folgen, und ich persönlich konnte eigentlich zu jedem Charakter mit einer größeren Rolle irgendwie ein Gefühl verbinden - was ja besser ist als komplett distanziert zu bleiben. Insgesamt ist "Staat X" sehr gut verdaulich - durch die häufigen Wechsel der Situationen und Blickwinkel (ohne den roten Faden zu verlieren!) ist das Buch in ziemlich kurze Kapitel unterteilt und man muss sich nicht durch irgendwelche Längen quälen.

Der Aufbau der Situation vom entspannten Start bis zum großen Ende ist Caroline Wahl richtig gut gelungen. Auch verarbeitet sie in dem Buch ein Thema, das glaube ich immer aktuell bleibt - egal, ob es sich um eine "Miniatur-Gesellschaft" wie in diesem Fall handelt oder um eine echte Gesellschaftsstruktur. Sie hat eigentlich damit für unsere Gesellschaft quasi ein Puppenhaus geschrieben, das uns reflektiert. 

Das Einzige, was ich ein bisschen bemängeln könnte - ich bezweifle, dass sich alles wirklich von innerhalb nur einer Woche so aufbauen würde, spielte man das in Echt einmal nach. Ich glaube, es würde doch etwas länger dauern. 

Fazit: Staat X hat mir sehr gut gefallen, ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Ein Buch für jedes Alter und immer aktuell. Daher gebe ich auch alle 5 Sterne.