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Mittwoch, 10. April 2019

Rezension: "Die Reinsten" von Thore D. Hansen

Titel: Die Reinsten
Autor: Thore D. Hansen
Verlag und Info: Golkonda Verlag
HC, 432 Seiten
Preis: 22,00 €
Genre: Dystopie
Reihe: Nein
VÖ: 2018
© Golkonda Verlag - Werbung: Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Die Reinsten - Thore D. Hansen


Inhalt

Ende des 22. Jahrhunderts, Erde. Die Menschen können nur noch in sehr wenigen Refugien überleben, da die Zerstörung des Klimas und des ganzen Planeten im 21. Jahrhundert nicht mehr aufzuhalten war. 

Die Menschen haben das einzige getan, was noch übrig blieb: Sie haben ihr Überleben in die Hände einer KI, einer künstlichen Intelligenz, gelegt, und lassen sich seitdem von ihr beherrschen. Die KI selektiert die Menschen und bildet sogenannte "Reinste" aus, die Führungselite der verbliebenen Menschen.

Menschen, die die KI namens Askit nicht akzeptiert, werden Degradiert und müssten außerhalb der geschützten Siedlungen im unwirtlichen Niemandsland überleben - das glauben zumindest die Reinsten. In den Städten leben außerdem noch die Angepassten - sie dürfen bleiben, verweigern sich aber der vollständigen Kontrolle durch die KI. 

Alles scheint perfekt, und die Maßnahmen der KI zeigen positive Auswirkungen auf das Weltklima, die Wälder beginnen wieder zu gedeihen und die Zonen, in denen man sich im Freien aufhalten kann, werden größer.

Doch die KI beginnt sich merkwürdig zu verhalten. Als Eve, die eigentlich die höchstmögliche Punktzahl hat und auf jeden Fall eine hochrangige Reinste werden sollte, auf einmal ohne jede Erklärung degradiert und aus der Schutzzone Paradise verbannt wird, erfährt sie, dass die Blase, in der sie bisher gelebt hat, noch lange nicht die Wirklichkeit ist. Und dass die KI ihr eine Zukunft zugedacht hat, mit der sie niemals gerechnet hätte...




Beurteilung 

Puh, vor diesem Buch hatte ich ja ein wenig Angst. Auf der einen Seite interessieren mich ja Dystopien aller Art, jedoch dürfen sie nicht zu science fiction lastig sein, und genau davor hatte ich mich hier gesorgt.
Der Roman spielt ja doch recht weit in der Zukunft (2191) und es geht auch recht science-fiction-mäßig zu, mit der künstlichen Intelligenz, Solarjets, die über den Planeten fliegen und Hyperloops - superschnelle Züge oder irgendetwas in der Art - Riesenroboter, die die schweren Arbeiten machen, Drohnen, die die Gegenden und Grenzen überwachen, viel Technikschnickschnack.

Aber es geht um das Leben nach einer weltweiten Klimakatastrophe, also ist ein dystopisches Szenario absolut gegeben. 

Das Buch lässt mich total zwiegespalten zurück. Die Handlung an sich war, finde ich, ziemlich durchdacht und sehr detailliert ausgearbeitet. Es wurde alles so detaillliert erklärt, dass trotz der fremdartigen Lebensweise ein ziemlich genaues Bild vor meinen Augen entstanden ist. Und trotzdem hat sich der Autor in diesen Details nicht verloren, und im Gegensatz zu vielen SF-Romanen bin ich, der zu viele Details schnell zu anstrengend und langatmig werden, sehr gut mitgekommen und hab das Buch auch ziemlich schnell gelesen. 
Spannend ist es auf jeden Fall, auch wenn man eine Weile braucht, um bei den vielen handelnden Personen durchzublicken. Protagonistin ist auf jeden Fall Eve, aus deren Blickwinkel wir den größten Teil der Geschichte erleben. 

Jetzt kommen wir zum Aber, nämlich was mich gestört hat: Ich habe weder zu Eve, noch zu Ihren Freunden, die das ganze mit ihr erleben, gefühlsmäßig auch nur annähernd einen Zugang bekommen. Sie blieben für mich alle völlig fremd und kalt. Ich fand sie einfach nicht authentisch. Auch die aufkommende Romanze zwischen Ihr und dem Kolonisten kam überhaupt nicht bei mir an.
Sämtliche Szenen, in denen von Empfindungen und Gefühlen gesprochen wurde, haben mich nicht erreicht und völlig kalt gelassen. 
Der ganze Roman ist auf einer extrem sachlichen Ebene erzählt, ich hatte das Gefühl dass der Autor diese Gefühle, die er da stellenweise beschreibt, selbst gar nicht kennt (ohne jetzt was persönliches unterstellen zu wollen). 

Erstaunlicherweise hat dieser Sachverhalt mich gar nicht so sehr gestört, da Gefühle hier auch absolut untergeordnet eine Rolle spielen und die Handlung an sich sich auf andere Dinge konzentriert. 
Leider fehlt dadurch halt einfach das gewisse Etwas, das einen so richtig mitfiebern lässt - ich habe die Handlung dann eher sachlich interessiert verfolgt. 

Ich finde halt einfach die Thematik der Weiterentwicklungen von künstlichen Intelligenzen mordsmäßig interessant. Werden sie wirklich irgendwann so weit sein, dass sie uns die Fäden aus der Hand nehmen - ohne das wir es wollen? Mensch gegen Maschine - ein Thema vieler, vieler Spekulationen, Dokumentationen und Romane, und die technische Entwicklung schreitet ja extrem schnell voran. Die Gefahr besteht schon, dass die Technik uns irgendwann wiederholt. 

Der Gegensatz zwischen dem Leben innerhalb der Schutzzonen wie Paradise und der Kolonisten, und die Lebensart der Angepassten irgendwo dazwischen, hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt doch auf, dass es vielleicht nicht nur einen Weg gibt, sondern verschiedene Lebensweisen nebeneinander existieren können.

Und Thore D. Hansen hält uns zu guter Letzt auch einen sehr, sehr ehrlichen Spiegel vor - obwohl die Katastrophe schon geschehen ist, wird der Mensch, sobald man ihn lässt, genau die gleichen Fehler wieder machen ..... (wollen). Die Frage ist, ob dann der vernünftige Teil der Menschen überwiegt oder wieder der, der alles kaputt macht. 

Aber das würde jetzt hier zu weit führen, deswegen ziehe ich nun mein Fazit: 
Auf der Gefühlsebene absolut unauthentisch und nicht glaubwürdig, da die ganze Handlung jedoch sehr sachlich und kühl rüberkommt, stört das nicht allzusehr, und die Geschichte an sich ist spannend und bis zum Schluss immer wieder voll Überraschungen. Ich hab länger über die Bewertung nachgedacht und finde 3 Sterne zu schlecht und 4 ein bisschen zu viel, deswegen gibt es hier 3,5 Sterne mit der Tendenz Richtung 4, die ich auch auf den entsprechenden Portalen geben werde, wo es leider keine halben Sterne gibt.

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