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Freitag, 5. Februar 2021

Rezension: "Der Abgerichtete" von Maxi Magga



Titel: Der Abgerichtete
Autorin: Maxi Magga
Verlag und Info: Tredition Verlag

Bewertung: 5/5 Sterne
TB, 328 Seiten
Preis: 13,99 €
Genre: Dystopie
Reihe: nein
VÖ: 2020
© Tredition Verlag / Daina Schmitt

Werbung - Dieses Buch wurde mir von der Autorin als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Der Abgerichtete - Maxi Magga

Inhalt

Moron verkauft sich in die Sklaverei, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, auch wenn er dafür das Risiko eingeht, sie nie wieder zu sehen.

Doch was ihm bei seiner neuen Herrschaft wiederfährt - das es so etwas wirklich gibt, hätte er sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Er lernt, sich zu unterwerfen und auch schon sehr kleine Dinge als Glück anzunehmen.

Die Jahre gehen ins Land und Moron hat sich abgefunden damit, dass er sein altes Leben nie mehr zurückbekommt, als ihn unverhofft die Vergangenheit einholt und wieder einen Lebensfunken in ihm weckt - aber ganz anders, als er sich das erhofft hatte. 

Beurteilung

Von diesem Buch war ich extrem positiv überrascht. Das Cover fand ich gleichermaßen faszinierend und abstoßend, auf jeden Fall bleibt man da irgendwie dran hängen.

Vom dystopischen Element ist allerdings in der Geschichte nicht viel zu bemerken. Eigentlich könnte diese Geschichte zu jeder Zeit, überall spielen, da der Schauplatz hauptsächlich auf das innere eines Hauses beschränkt ist. Nur an kleinen Details bemerkt man, dass sich die Geschichte in einer Zukunft abspielt, in der ich ehrlich gesagt nicht leben möchte.

Allerdings glaube ich, dass es tatsächlich Menschen gab und gibt, die zu so etwas fähig wären. Die Hauptfigur in der Abgerichtete ist Moron. In der Welt, in der seine Geschichte spielt, sind die Menschen in Klassen eingeteilt. Er selbst ist in der niedrigsten, der F-Klasse, und hat somit nur sehr wenige Rechte und Möglichkeiten. 

Von der ersten Seite an konnte mich Moron mitnehmen. Er wird sehr gut charakterisiert und die Autorin schafft es, Moron zum einen von Beginn an zum Sympathieträger zu machen und seine Gefühle und Denkweise 1:1 zum Leser zu transportieren. Man fühlt mit ihm mit, sieht seine Welt bildlich vor sich, hofft und leidet mit ihm.

Auf den ersten Seiten gab es noch ein paar Rechtschreib- bzw. Grammatikfehler, das hat sich aber zum Glück nicht weiter durchs Buch gezogen - ich kommentiere so etwas normalerweise nicht in einer Rezension, aber sowas kann den Lesefluss schon stören, wenn es häufig vorkommt. Hier kann ich sagen - entweder das gibt sich, oder ich habe es vor lauter Faszination nicht mehr mitbekommen. 

Das Buch ist wirklich extrem gut geschrieben, die ganze Art zu erzählen spiegelt Moron vollkommen wieder. In klarer, sehr einfacher und naiver Sprache, die Morons Geist perfekt wiedergibt, ist diese Geschichte schmerzhaft klar und deutlich erzählt.

Den Rahmen bildet ein erzählter Rückblick, Moron erzählt dabei seine Erlebnisse im Haushalt seiner Herrschaft über die letzten fast 30 Jahre,  wobei man das Erlebte als Gegenwart erlebt, nur ab und zu wird man von der tatsächlichen Jetzt-Zeit, in der Moron seinen Rückblick auf Band spricht, unterbrochen - das ist auch dringend notwendig, damit man als Leser wieder etwas Abstand zu den eigentlich unfassbaren Dingen bekommt, die Moron da erzählt.  Obwohl die teilweise wirklich ekelhaften Szenarios gesittet nur angedeutet werden und nicht bis ins letzte blutige Detail ausgeschlachtet, tut doch der Kopf sein eigenes dazu.

Es sind sehr, sehr viele schockierende und brutale Situationen beschrieben - in einer Weise erinnert Moron an ein argloses Tier, dass von menschlichen Monstern wieder und wieder enttäuscht wird und für das sich bei seiner Herrschaft innere Abgründe auftun, die nicht vorstellbar sind. Wie können Menschen so mit anderen Menschen umgehen?

Ich fand es unfassbar, dass Moron da so lange mitgemacht hat, wie man einen Menschen so fast vollkommen brechen kann. Ich war zum Ende hin richtig glücklich, als er endlich begonnen hat, in die richtige Richtung zu denken und doch noch einen Funken eigenen Willen zu beweisen. Auch wenn ich Gewalttaten normalerweise nicht gutheiße: Hier dachte ich nur - ja, ja, ja, Du hast so recht.

Das Ende ist nochmal richtig heftig, aber es passt zum ganzen Buch. Eine sehr bittere und nicht glückliche Geschichte insgesamt - aber brutal gut und bestechend geschrieben, ich muss wirklich sagen dass ich sehr mitgerissen wurde und Morons Leben atemlos verschlungen habe. 

"Der Abgerichtete" hat von mir 5/5 Sterne verdient. Selten ein Buch so inhaliert! 


Klappentext

Europa in der ersten Hälfte der 2400er Jahre, vier Generationen nach den Großen Verteilungskriegen. Die Gesellschaft ist in einem Kastensystem organisiert. Einige wenige haben sich einen sagenhaften Reichtum und nahezu unbeschränkte Macht gesichert, die unterste Kaste lebt in bitterster Armut und Rechtlosigkeit. Viele sehen den einzigen Ausweg darin, sich selbst als Sklaven zu verkaufen. Sie ahnen nicht, was das für jeden Einzelnen bedeuten kann.
Auch Moron will auf diese Weise seine Familie vor dem Verhungern bewahren. Allzu bald erfährt er, dass seine neuen Herren nicht an seiner Arbeitskraft interessiert sind, sondern ihn in einer noch nicht legalisierten Form als persönlichen Sklaven halten. Seine sogenannte Abrichtung zeichnet sich durch brutale Gewalt, Erniedrigung und sexuellen Missbrauch aus. Moron erträgt alles für das Ziel, seiner Familie den Aufstieg in eine höhere Kaste zu sichern.
In seinem Elend verliebt er sich in die kastenhöhere Angestellte Ferine. Ein No-Go. Oder gibt es doch eine Chance für diese Liebe?
Während sie zwischenzeitlich getrennt werden, erkennt Moron in einem jungen Abzurichtenden ein Mitglied seiner zurückgelassenen Familie, den Beweis für einen groß angelegten Betrug. Auf Hilfe durch die Rechtsorgane kann er nicht hoffen. Ganz auf sich allein gestellt beginnt er einen gnadenlosen Rachefeldzug.




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