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Sonntag, 22. August 2021

Rezension: "Niemand kommt hier lebend raus" von Adam Nevill



Titel: Niemand kommt hier lebend raus
Autor: Adam Nevill
Verlag und Info: Buchheim Verlag
Bewertung: 5/5 Sterne
HC, 580 Seiten
Preis: 39,99 € (limitiert, signiert, illustriert)
Genre: Horror
VÖ: 2021
Reihe: nein
© Buchheim Verlag

Niemand kommt hier lebend raus - Adam Nevill

Inhalt

Steph zieht in ein billiges Zimmer in der Edgehill Road 82. Es ist eklig und dreckig, aber sie hat kein Geld und ihr bleibt nichts anderes übrig. Sie steht alleine da und versucht, durch Gelegenheitsjobs wieder auf die Füße zu kommen.

Doch dass der Dreck nicht das Schlimmste in dem Haus ist, wird ihr sehr schnell klar. Ein seltsamer Vermieter und merkwürdige Ereignisse in der Nacht wecken in ihr den Wunsch, so schnell wie möglich wieder ausziehen.

Durch miese Tricks des Vermieters und ihre verzweifelte Situation schafft sie den Absprung nicht - und der Alptraum, aus dem sie nicht entkommen kann, auf physischer und psychischer Ebene, nimmt immer furchtbarere Ausmaße an - bis sich Steph nur noch wünscht zu sterben.

Beurteilung

Niemand kommt hier lebend raus - dieser Satz fällt tatsächlich in der Geschichte. Adam Nevill hat mit diesem Buch etwas geschaffen, das im Kopf bleibt.

Eigentlich handelt es sich um zwei Geschichten, die zu einer werden - und beide sind abgrundtief böse.

Was haben wir? Allein die Protagonistin beziehungsweise ihr Schicksal ließ es mir schon innerlich kalt werden: Die junge Stephanie ist komplett alleine auf der Welt. Der Vater tot, von der Stiefmutter nicht akzeptiert, vom Freund getrennt, so gut wie arbeitslos, vollkommen mittellos, was sie auch von ihren ehemaligen Freundinnen entfremdet. Ohne eine vertraute Person in ihrem Leben, mit der sie sprechen könnte, muss sie versuchen, über die Runden zu kommen.

Diese Situation wird so hautnah und anschaulich in verschiedenen Szenarios beschrieben, dass ich komplett in die Gefühlswelt dieser jungen Frau eintauchen und ihre Verzweiflung im eigenen Herzen spüren konnte. Allein ein solches Dasein ist schon grausam genug und Grund, in tiefste seelische Verzweiflung zu stürzen.

Diese Frau lässt Adam Nevill nun seinen Horror erleben. Im Kern geht es in der Geschichte um das Haus in der Edgehill Road 82, in dem Steph ein billiges Zimmer mietet, um einen Neuanfang zu versuchen. Und um dieses Haus dreht es sich auch. Auf doppelter Ebene geschehen dort schreckliche Dinge - sowohl real, als auch in der unsichtbaren Welt. Und irgendwie scheint Beides miteinander verknüpft zu sein.

Und genau an dieser Stelle kommt jetzt die Verknüpfung der Protagonistin zur Geschichte und somit das eigentlich meisterhafte am Werk des Autors zu tragen: Durch ihre Isolation und Hilflosigkeit auf allen Ebenen ihres Seins erlebt Stephanie das wahre Grauen. Nie kann man sich aber sicher sein, was Stephs Geisteszustand entspringt und was tatsächlich geschieht.

Die unheimlichen Situationen beschreibt Adam Nevill in einer ganz eigenen Art und weise, teilweise richtig poetisch, er malt Bilder und Szenen, die sich entweder nur im Kopf abspielen - oder auch nicht. Gruselige Szenarios, die schwächeren Gemütern den Schlaf rauben können, trostlos bis brutal, traurig bis entsetzlich, deprimierend und grausam.

Ich persönlich fand den Schreibstil teilweise etwas anstrengend, ich musste mir etwas Zeit lassen, um die Beschreibungen zu verstehen und auf mich wirken zu lassen, um Stephs Gedankengänge nachvollziehen und interpretieren zu können. 

Der erste Teil des Buchs zieht sich über die einzelnen Tage, die Steph in dem Haus verbringt, fast schon minutiös spürt man als Leser, wie sich das Gedankenkarussell immer schnell und immer verzweifelter dreht, die Situation immer dramatischer wird, während sich die bildliche Schlinge um Stephs Hals zuzieht. Es baut sich sehr langsam auf, man kann sich dem Schrecken nicht entziehen, wartet die ganze Zeit atemlos darauf, dass die Wahrheit enthüllt wird, doch es wird einfach immer schlimmer und mysteriöser.

Aber dies ist nur ein Teil des ganzen Horrors, über den Verlauf der Geschichte hinweg deckt Adam Nevill jedesmal, wenn man glaubt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, eine weitere Schicht des Grauens auf, der schon ohne den übernatürlichen Part grausig genug wäre, aber die Kombination von Beidem ist einfach richtig heftig.

Bis zu den letzten Seiten wird der Leser auf die Folter gespannt, weiß nicht, ob Steph recht hatte, oder ob alles nur ihrem verzweifelten und gestörten Geist entsprungen ist. Ein nicht ganz leicht verdauliches Werk, in seiner Gesamtheit aber großartig, man sollte sich aber wie gesagt Zeit nehmen, um alles voll aufnehmen zu können. Niemand kommt hier lebend raus ist eine sehr eindrückliche Horror-Haus-Story, die 5/5 Sterne verdient.

 

Beschreibung des Verlags

Was dir in der Edgehill Road begegnet, wird dein Verständnis unserer Welt erschüttern.

Stephanie Booth ist am Boden – knapp bei Kasse und ohne geregelte Arbeit. Als sie eine bezahlbare Bleibe in einem reinen Mädchenhaushalt findet, glaubt sie, dass sich ihr Glück endlich gewendet hat.

Doch die Edgehill Road 82 ist nicht das, was sie zu sein scheint. Die unheimliche Atmosphäre des riesigen Hauses und der exzentrische Vermieter Knacker McGuire sind schon beunruhigend genug – wirklich beängstigend jedoch sind das Flüstern hinter dem Kamin, das Kratzen unter dem Fußboden und die weinenden Frauen in den anderen Zimmern.

Als schließlich Knackers Cousin Fergal auftaucht, fängt der wahre Horror erst an. Und Stephanie muss sich fragen, ob sie aus einem Haus mit Schrecken jenseits ihrer schlimmsten Albträume jemals lebend herauskommt.

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