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Mittwoch, 22. September 2021

Rezension: "Systemfehler" von Wolf Harlander



Titel: Systemfehler
Autor: Wolf Harlander
Verlag und Info: Rowohlt Verlag
Bewertung: 5/5 Sterne
TB, 490 Seiten
Preis: 16,00 €
Reihe: nein
Genre: Thriller
VÖ: 2021
© Rowohlt Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Systemfehler - Wolf Harlander 

Inhalt 

Eigentlich will Daniel um eine Gehaltserhöhung bitten. Aber dann geht kurz darauf alles schief: Weil sein Sohn ohne sein Wissen über seinen Internetzugang eine Software herunterlädt, gerät sein Vater ins Visier der Ermittlungen der Geheimdienste.

Denn parallel zu dem eigentlich eher harmlosen "Verbrechen" seines Sohnes gibt es europaweit immer mehr existentielle Störungen an empfindlichen Netzwerkknoten, die dafür sorgen, dass Flugverkehr, Mobilfunknetze und anderes nach und nach den Geist aufgeben. 

Und die einzige Spur führt zu Daniel - der es nicht auf sich sitzen lässt und seine eigenen Nachforschungen anstellt. 

Beurteilung

Ja, ich gebe es zu: Ich hatte Respekt vor diesem Buch. Internetausfall - das ist für mich noch mal ein paar Level über einem Stromblackout. Und ich meine nicht, dass man mal ein paar Stunden nicht surfen kann.

Nein, Wolf Harlander beschäftigt sich hier auf einem anderen Niveau: Fast europaweit fallen immer wieder zentrale, infrastrukturrelevante Systeme aus: Verkehrssteuerung. Mobilfunknetz. Internet. Bankensysteme. Am Anfang ist es einfach nur lästig, viele sehen eher achselzuckend drüber weg oder beschimpfen die unfähige Regierung.

Aber was ist, wenn es länger dauert, wenn die Probleme sich multiplizieren, wenn irgendwann das komplette Netz lahmgelegt scheint? Ganz langsam bringt der Autor uns bei, was wir längst befürchtet haben: Fast alles hängt heutzutage am Netz - und das ist weit mehr als Games und Onlineshopping. Nichts geht mehr - vom Bankautomat über den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, über Transportketten im Handel, bis hin zu den grundlegenden Dingen wie Wärme, Strom und Wasser. Alles hängt am Netz.

Wie schon in 42 Grad, zeigt uns der Autor an diesem Thriller, was uns blüht - und wie real diese Bedrohnung ist. Hackerangriffe sind heutzutage Alltag, nur bekommen wir Otto Normalverbraucher das meiste davon nicht mit. Ich weiß nicht, wie gut hier recherchiert wurde und was den Tatsachen entspricht, aber wie man uns Leser hier ein bisschen hinter die Kulissen der Geheimdienste schauen lässt und mit was für Zahlen und Namen da jongliert wird, da kann einem schon mal anders werden. 

Um das ganze Thema trotzdem unterhaltsam in Romanform zu verpacken, bietet uns der Erzähler als Protagonist Daniel Faber an - ein durchschnittlicher deutscher Vollzeitangestellter mit Frau und Sohn und den üblichen Eheproblemen. Auf seinem Fachgebiet kennt sich der studierte It-ler aber zum Glück aus. Ich mochte Daniel, aber was mich halt immer ein bisschen stört ist die etwas an den Haaren herbeigezogene Handlung. Damit meine ich nicht die Cyberangriffe und Internetausfälle an sich, aber seine Rolle darin, und was er dann im Lauf der Handlung alles tut und schafft. Fand ich jetzt für einen Durchschnittsdeutschen eher nicht so glaubwürdig. Aber okay, so sind die Protas in solchen Thrillern halt, sonst würde ja die Story nicht klappen.

Zum Glück ist er an sich ein sympathischer Mensch, in den man sich schnell reindenken kann, und zum Glück hat Wolf Harlander das unglaubliche Talent, seine Ideen sehr verständlich rüberzubringen. Systemfehler punktet mit einem hochbrisanten Thema, mit einer sehr zügigen und schnell zu verfolgenden Handlung, mit einem durchgehenden roten Faden und vor allem mit einer sehr spannend verpackten Aufklärung über etwas, das wir gerne gedanklich verdrängen.

Ich persönlich finde, man sollte immer mal drüber nachdenken, wie gut man eigentlich selbst dafür aufgestellt ist, auch mal ein paar Tage ohne Alles auszukommen. Für meinen Geschmack hätte der Autor ruhig zulassen können, dass sich die Situation noch 1-2 Wochen länger zuspitzt - dann wären wir schon fast in den dystopischen Bereich gekommen. Aber letzten Endes ist es eben kein Katastrophenthriller, sondern eher einer über Cyberverbrechen. 

Mein Kurzfazit: Ich habe es durchgesuchtet, Wolf Harlander schreibt unglaublich mitreissend und auch in "Systemfehler" wieder über ein brandaktuelles Thema, das gern verdrängt wird. Die Handlung entbehrt teilweise, was die Protas angeht, etwas der Realität, aber das stört nicht weiter, denn die zugrundeliegende Botschaft wird trotzdem vermittelt. Also von mir gibt es 5/5 Sterne.


Klappentext

Mitten in der Urlaubszeit bricht europaweit das Internet zusammen. Flugzeuge können nicht mehr landen, Ärzte nicht mehr operieren, der Verkehr versinkt im Chaos. Bald sind alle Kommunikationswege gekappt. Ganz Europa befindet sich im Ausnahmezustand, die Menschen geraten in Panik, die Versorgung bricht zusammen. BND-Ermittler Nelson Carius vermutet ein hochkomplexes Computervirus hinter den Internetausfällen. Eine Spur führt ihn ausgerechnet zu IT-Experte Daniel Faber aus München, einem unbescholtenen Familienvater. Während das ganze Land gegen das Chaos kämpft, muss Daniel nicht nur seine Familie retten, sondern auch seine Unschuld beweisen …

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