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Freitag, 17. Mai 2019

Rezension: "Wir haben schon immer im Schloss gelebt" von Shirley Jackson

Titel: Wir haben schon immer im Schloß gelebt
Autorin: Shirley Jackson
Verlag und Info: Festa Verlag
HC, 252 Seiten
Preis: 19,99 €
Genre: Horror
VÖ: Mai 2019
Reihe: nein
© Festa Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir kostenfrei als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. 

 

Wir haben schon immer im Schloß gelebt - Shirley Jackson


Inhalt 

Merricat, ihre Schwester Constance und der behinderte Onkel Julian Blackwood leben in einem alten Herrenhaus am Rande eines Dorfes.

Seit der Rest Ihrer Familie vor mehreren Jahren vergiftet wurde, trauen sie sich fast nicht mehr aus dem Haus, nur die jüngste Merricat geht zweimal in der Woche zum Einkaufen und ist dabei dem Gespött aller ausgesetzt.

Eines Tages taucht ein verschollener Cousin auf, mit zweifelhaften Absichten. Merricat versucht, ihn so schnell wie möglich loszuwerden, doch er scheint ihre Schwester Constance allmählich weichzuklopfen.

Dann passiert etwas, das alles ändert.




Beurteilung 

Dieses Buch ist einfach nur großartig. 

Die Geschichte lebt zu 100% von Atmosphäre, Kopfkino und den krankhaften Auswüchsen, die ein menschlicher Geist annehmen kann - den Rest erledigt unsere Fantasie.

Wer dieses Buch in Angriff nimmt muss sich unbedingt darüber im Klaren sein, dass ihn hier kein Blockbuster-Horror erwartet, Special Effects, Magie und sonstige Spirenzien sucht man hier Vergebens. Die Handlung verläuft sehr unauffällig und trotzdem unglaublich intensiv.

Das Böse, das dieses Buch ausstrahlt, kommt komplett aus dem menschlichen Inneren, und das ist für mich beängstigender als Vieles, was sich Autoren und Ressigeure bislang ausdenken konnten.
Am unfassbarsten finde ich eigentlich das grausame und teilweise heuchlerische Verhalten der Außenstehenden - das ist die Feigheit der Herde. Das macht mich unglaublich wütend und in diesen Momenten stand ich zu 100% hinter Merricats Fantasien.

Durch die beinahe idyllische Atmosphäre im Kontrast zum Verhalten der Menschen und Merricats Gedankenspielen wird eine unterschwellige Spannung aufgebaut wie die Ruhe vor einem Sturm.

Direkt während des Lesens der ersten Seite hat mich eine unglaubliche Neugier gepackt und durch das ganze Buch gezogen. Ich wollte wissen, wie es zu der Einstiegssituation kam, was wirklich passiert ist, doch immer nur nach und nach, nebenbei und bröckchenweise, bekommt man als Leser Happen hingeworfen, die auf die Wahrheit hinweisen und nur noch hungriger nach mehr Informationen machen.

Es bleibt wirklich viel Raum für eigene Mutmaßungen und ich bin mir auch jetzt nach Abschluss des Buches immer noch nicht sicher, was nun wirklich passiert ist und welche der Protagonisten echt sind oder waren - alle, ein paar, keine...? Ich weiß es nicht. Macht Euch Eure eigenen Gedanken.

Ich finde auch den Ausklang der Erzählung ziemlich unheimlich - es ist ja sehr offen, wie alles für die Geschwister noch weitergehen wird. 

Mein Fazit: Ein unglaublich faszinierender, unterschwelliger, atmosphärischer Horrorroman, der die dunkle Seite der Fantasie zum Kochen bringt und dafür sorgt, das man sich Nachts das Licht anlässt und vermutlich nie wieder ruhigen Gewissens an alten Häusern vorbeigehen kann.
Eine hundertprozentige Leseempfehlung für alle, die hochwertigen Horror zu schätzen wissen.

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