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Donnerstag, 4. Juli 2019

Rezension: "Die Optimierer" von Theresa Hannig

Titel: Die Optimierer
Autorin: Theresa Hannig
Verlag und Info: Bastei Lübbe Verlag
Wertung: *****
TB, 303 Seiten
Preis: 10,00 €
Genre: Dystopie
VÖ: 2017
Reihe: Ja, Band 1 
© Bastei Lübbe Verlag 

Die Optimierer -Theresa Hannig


Inhalt 

Samson Freitag ist Lebensberater. Jeder Bürger hat das Recht auf eine kostenfreie Lebensberatung alle 10 Jahre, um sicherzustellen, dass er seinen optimalen Platz in der Gesellschaft erhält. Der Staat hat natürlich alle notwendigen Informationen für eine optimale Beratung.

Alle Menschen haben ein bedingungsloses Grundeinkommen und viele Tätigkeiten werden schon von Robotern erledigt, so dass jeder sich die Tätigkeit aussuchen kann, zu der er Talent und Lust hat.

Samson ist kurz vor seiner Beförderung und es fehlen ihm nur noch wenige Sozialpunkte, um die 1000er Marke zu knacken. Besonders stolz ist er auf die Entdeckung des Politikers Erkan Böser, der mit der Optimierer-Partei derzeit einen starken Zulauf erhält. 

Doch eines Tages gerät Samson Freitags Leben auf einmal durcheinander - und es scheint als könne er die Kette unheilvoller Ereignisse einfach nicht aufhalten.... 



Beurteilung 

Es handelt sich um eine Dystopie, daher musste ich das Buch als Fan des Genre natürlich früher oder später in die Hände bekommen. 
Kennt ihr den Film "Falling Down" mit Michael Douglas? Irgendwie hat mich Samson Freitags Erlebnis total daran erinnert. Aber es ist doch in vielen Details ganz anders und natürlich vor einem völlig anderen Hintergrund.

Das Setting finde ich genial und irgendwie auch in Teilen total realistisch: Immer mehr Tätigkeiten werden von Robotern bzw. sogar künstlichen Intelligenzen übernommen. Haushaltsroboter sind ja bereits in technischer Planung, die Autos werden immer mehr in Richtung autonomes Fahren entwickelt und der gläserne Bürger ist in aller Munde, ebenso wie das bedingungslose Grundeinkommen.
Die Vision von Theresa Hannig scheint also nicht allzu unwahrscheinlich, und das ist auch genau das, was die Story so spannend macht. 

Die Roboter sind stellenweise schon so perfektioniert, dass man sie kaum noch von echten Menschen unterscheiden kann. Alle sind glücklich und zufrieden - so lange, bis ein individueller Wunsch den Plänen der Regierung zuwiderläuft. 
Das soziale Auffangnetz, dass die Autorin beschreibt, ist effizient - und grausam. Doch unser Protagonist Samson Freitag ist ein glühender Verfechter des Systems und geht vollkommen darin auf. 

Ich finde seine Entwicklung total spannend. Es passieren ihm Dinge, die sich seiner Meinung nach seinem Einfluss entziehen, und erst relativ spät fängt er an darüber nachzudenken, ob viele Dinge vielleicht aufgrund seines eigenen eventuellen Fehlverhaltens passieren. An seinem Beispiel kann man sehen, wie schnell und unvorhergesehen ein sozialer Abstieg - oder Aufstieg - erfolgen kann.

Eine vordergründig perfekte Gesellschaft, in der nicht rund laufende Zahnräder gnadenlos ausgesiebt und gehirngewaschen werden - oder Schlimmeres. Was gegen Ende so passiert, finde ich persönlich dann doch etwas weit hergeholt und ziemlich auf die Spitze getrieben, ich kann mir nicht vorstellen, dass es einmal wirklich so kommen wird. 

Aber spannend ist es allemal, und Theresa Hannig hat eine coole Art zu erzählen, das Buch liest sich einfach weg und es passiert so viel Unerwartetes, dass man einfach immer weiterlesen muss. Das Ende finde ich wie gesagt ziemlich krass und hätte ich so nicht erwartet, jetzt schauen wir mal, was die aktuell erschienene Weiterführung "Die Unvollkommenen" so bringt. ...

Fazit: Eine Utopie oder Dystopie - das liegt wohl im Auge des Betrachters - die Aufgrund ihrer Nähe zu den aktuellen Entwicklungen gar nicht so weit hergeholt scheint und allein deshalb schon faszinierend ist. Samson Freitag ist ein fesselnder Protagonist, so durch und durch menschlich, der eine erstaunliche Entwicklung und Selbsterfahrung durchmacht, und man kommt nicht umhin seine eigene Einstellung zu  manchen Dingen in Frage zu stellen. 
Spannend, unterhaltsam und visionär - das Buch bekommt von mir 5/5 Sternchen.


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