Rezension: "Das Flüstern" von Andreas Brandhorst

Titel: Das Flüstern

Autor: Andreas Brandhorst

Verlag und Info: Piper Verlag

Wertung: 5/5 Sterne

TB, 464 Seiten

Preis: 16,99 €

VÖ: 2019

Reihe: nein

Genre: Thriller

© Piper Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, was meine Meinung zum Buch nicht beeinflusst.

Das Flüstern - Andreas Brandhorst

Inhalt

Nachdem Nicks Eltern ermordet werden, lebt er bei seinem Onkel und seiner Tante. 
Erst allmählich begreift er, dass er wohl Mitglied einer Familie ist, deren Geschäfte nicht ganz astrein sind, und wo viel abseits der offiziellen Wege geregelt wird. 

Nick ist ein ganz besonderes Kind: Er kann Lüge und Wahrheit in Farben und Zahlen sehen.  Und er kann eine Stimme hören: Den Schutzengel.

Als Nick an eine Schule für besonders begabte Kinder kommt, lernt er Sonja kennen, die seine beste Freundin wird. Doch die Kinder sind in Gefahr: Eine geheime Organisation will sich ihre besonderen Fähigkeiten zu Nutzen machen. 

Nick wird von Sonja getrennt, doch er weiß eins sicher: Wenn es sein ganzes Leben dauert, er wird Sonja finden und retten. Denn er weiß, dass sie Hilfe braucht. Und sein Schutzengel wird ihm dabei helfen - koste es, was es wolle.....



Beurteilung

"Das Flüstern" war eines der Bücher, bei denen ich mir zwar ziemlich sicher war, dass es gut sein wird, aber überhaupt nicht wusste, was mich erwartet. Ich tue mich auch jetzt noch ein bisschen schwer, das Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen.

Es ist kein richtiger Horror (finde ich), aber hat schon seine unheimlichen und grausamen Aspekte. Es ist auch irgendwie ein Jugendbuch, aber auch gleichzeitig ein Thriller und ein Drama. Das darf jeder Leser für sich selbst beurteilen.

Die Themen im Buch haben mich gleich mehrfach fasziniert. Andreas Brandhorst widmet den Inhalt dieses Buches Kindern und Jugendlichen mit mehr oder weniger ausgeprägten autistischen Zügen - mit der Erweiterung, dass sie besondere Fähigkeiten haben. Von Vorhersehung der Zukunft über mentale Beeinflussung und die Auffindung von Personen und Gegenständen über weite Entfernungen - und es ist so beschrieben, dass man sich die ganze Zeit fragen muss, ob es sich der Protagonist nur einbildet, oder ob es wirklich passiert. Evolutionärer Fortschritt oder doch psychische Störung?

Das ist hier die große Frage - die Ereignisse lassen sich nicht logisch erklären, aber man kann sich auch nie sicher sein, ob alles wirklich so passiert ist.

Der Autor versteht es - wie drücke ich es aus - die Geschichte irgendwie ruhig wirken zu lassen, obwohl sie auf jeden Fall spannend ist. Ich war nicht gebannt, aber gespannt. Diese ruhige Gesamtatmosphäre liegt wahrscheinlich zum einen daran, dass die Protagonisten sehr ruhige und in sich gekehrte Menschen sind - andererseits aber auch daran, dass die Geschichte meist aus Nicks Sicht gesehen wird, und er besieht sich die Geschehnisse mit einer inneren Distanz, die sich auch auf die Stimmung beim Lesen stark auswirkt.

Ich finde es einerseits sehr traurig für Menschen mit solchen "Störungen" / "Begabungen", wie man es sieht - bitte nehmt dies völlig wertfrei - dass es für sie so schwierig ist, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Man sollte sich aber auch dessen bewusst sein, dass die Situationen auf die betroffene Person vielleicht völlig anders wirken, als wir sie wahrnehmen, und der- oder diejenige es sich vielleicht gar nicht anders wünscht.

Dieses Herumgedoktore und mit chemischen Mittelchen bombardieren bis man möglichst "normal" wird - ist schon ein Thema, über das man mal kritisch nachdenken kann, auch wenn das wahrscheinlich nicht die Intention des Autors war.

Welche Farben und Zahlen Nick wohl in mir gesehen hätte? Habe ich mich gefragt. Ich werde es leider nie erfahren.

Gegen Ende des Buchs macht die Geschichte nochmal eine für mich recht überraschende Wende - ich will nicht zuviel verraten, aber am Anfang des Buchs war mir Nicks Schutzengel eigentlich noch sympathisch, wenn auch unheimlich - am Ende des Buches dann nicht mehr so... das Finale fand ich ziemlich dramatisch und konnte eigentlich bis zur letzten Seite nicht glauben, dass es wirklich so ausgeht. Ich hab nach einem kleinen Nachtrag, einem Epilog des Epilogs gesucht, aber nichts... Schade eigentlich, es bleiben doch noch einige Fragen offen, aber nach einer Fortsetzung sieht es nicht aus.

Fazit: Das Flüstern ist ein spannendes Buch das viele Facetten hat, kritische Themen beleuchtet, aber auch sehr gut unterhält und für eine angenehme Gänsehaut sorgt an manchen Stellen. Die Geschichte erzeugt beim Lesen eine einmalige Stimmung. Ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen, es wird für tolle Lesestunden sorgen. Ich bin auf jeden Fall überzeugt und werde mir wohl demnächst 1,2 weitere Bücher des Autors zu Gemüte führen, die in dem Buch hinten noch vorgestellt werden, klingt nämlich auch sehr spannend!