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Sonntag, 12. Juli 2020

Rezension: „42 Grad“ von Wolf Harlander


Titel: 42 Grad
Autor: Wolf Harlander
Verlag und Info: Rowohlt Verlag
Wertung: 4/5 Sterne
TB,   528 Seiten
Preis: 15,00 €
Genre: Thriller
Reihe: nein
VÖ: 2020
© Rowohlt Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

42 Grad - Wolf Harlander


Inhalt

Die Klimaerwärmung wird zum kritischen Thema. Was bislang nur theoretisch diskutiert wurde, wird auf einmal in der breiten Bevölkerung spürbar: Die Wasserpegel sinken, das Trinkwasser wird rationiert.
Doch eine ehemalige Klimaaktivistin und ein Hydrologe sind unabhängig voneinander überzeugt davon, dass nicht alles an den Phänomen natürlichen Ursprungs ist: Sie wittern einen manuellen Eingriff. Und es gibt auch schon einen Verdacht.

Doch wie es oft ist, wollen die Stellen, die hier schnell helfen könnten, nichts davon wissen und halten die jungen Menschen klein.
Das allerdings wird sich rächen. Die Situation aufgrund der rasant steigenden Wasserknappheit wird unerträglich - und bedroht das Leben vieler zehntausend Menschen...


Beurteilung 

Das Buch lässt mich Zwiegestalten zurück. Eigentlich fand ich es sehr spannend zu lesen, das Szenario der anhaltenden Dürre ist für mich sehr beängstigend und realitätsnah und gerade deshalb so packend.

Ich finde, der Autor hat hier sehr gut und deutlich aufgezeigt, wie dünn der Anstrich unserer ach so fortgeschrittenen Zivilisation eigentlich ist und wie unglaublich schnell alles zusammenbrechen kann, wenn auf einmal eines der grundlegendsten Bedürfnisse nicht mehr ausreichend erfüllt werden kann.

Und auch zeigt er sehr gut und, wie ich meine, realistisch auf, wie wenig unsere Regierungen auf solche Klima-Ernstfälle und nicht lokal beschränkte Katastrophen eigentlich vorbereitet sind. Der Hochmut und die Ignoranz der Menschen, die über unser Wohl und Wehe bestimmen, ist wirklich unerträglich - aber leider Realität.

Aus diesen Gesichtspunkten heraus hat der Autor hier ziemlich genial ein Klimakatastrophenszenario entworfen, mit dem wir uns alle mehr beschäftigen sollten, da es eher als wir glauben über uns hereinbrechen kann.

Entgegen meiner Befürchtung enthielt die Geschichte auch keine staubtrockenen Passagen, in denen über Politik, Technik und Wissenschaft referiert wird - alles ist für den Laien gut, informativ und im Rahmen einer sehr mitreißenden Handlung aufbereitet.

Allerdings kommt jetzt mein großes Aber: der Roman erhebt für sich den Anspruch, realistisch recherchiert zu sein. Das mag von der klimatischen Sicht her so sein. Was es für mich aber nicht in dem Ausmaß gebraucht hätte, war der kriminalistische Faden der Handlung. Ja, Terrorgruppen gibt es, und sicherlich gäbe es bei einer Wasserkatastrophe auch Gruppierungen, die sich diese zu Nutze machen - in welcher Form auch immer, seien es Umweltaktivisten oder Verbrecherorganisationen.

Aber die ganze Zusammensetzung im Rahmen des hier beschriebenen Szenarios scheint mir doch sehr abenteuerlich und realistisch finde ich das nicht. 
Angefangen beim Verhalten der BKA- Ermittler, die doch von Anfang an erstaunlich flexibel und auskunftsfreusig sind. Die schicksalhaften Verknüpfungen der Einzelpersonen mit Schlüsselfähigkeiten, die sich kennenlernen und gleich unglaublich produktiv zusammenarbeiten. Wie relativ einfach Elsa sich trotz der Tatsache dass sie gesucht wird quer durch Europa bewegt. Mit welchen simplen Tricks sie in sicherlich sehr gut geschützte Bereiche eindringt. Und ich könnte noch eine Weile so weitermachen. 

Versteht mich nicht falsch, die Handlung ist toll und hochspannend - aber für mich eben ganz sicher nicht durchgehend total realistisch. Da geht für mich zu viel zu einfach. 
Am besten hat mir noch Florian vom THW und die alleinstehende Kerstin mit ihren zwei Kindern gefallen.

Ich fand es sehr gut, dass die Geschichte nicht nur aus einem Blickwinkel betrachtet wurde, sondern auch die Seite des „08/15“ Bürgers und seine Situation mit einbezogen wurde. 
Wobei es mir noch besser gefallen hätte, wenn es hier etwas mehr Input gegeben hätte, nämlich auch die Geschichten von Menschen, die es nicht geschafft haben, glimpflich davon zu kommen. 
Grundsätzlich hat der Autor die Handlung ja so aufgebaut, dass wir als Leser zunächst mal einzeln die handelnden Personen, ihr Tätigkeitsfeld und ihre Umgebungssituation kennenlernen. In altbewährter Weise für diese Art von Geschichten werden dann die Einzelschicksale nach und nach miteinander verknüpft.

Das Ende fand ich so semi-gut - die Auflösung fand ich irgendwie zu gewollt, zu inszeniert. Das so ein Ereignis in der Realität auch so ausgehen würde, halte ich für unwahrscheinlich. Da hätte ich irgendwie mehr Drama und ein offeneres Ende erwartet.

Fazit: Eine sehr spannende Geschichte, vom Klimaszenario her durchaus realistisch, teilweise jedoch zu sehr in Richtung Hollywood-Thriller abdriftend, Prädikat „realistisch“ daher nur eingeschränkt zu vergeben.
Im Ganzen aber sehr unterhaltsam, aber auch lehrreich und sehr nachdenklich machend. Von mir gibt es insgesamt 4/5 Sterne.


Klappentext

Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen …

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