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Samstag, 12. September 2020

Rezension: "Pepper-Man" von Camilla Bruce



Titel: Pepper-Man

Autorin: Camilla Bruce

Verlag und Info: Droemer Knaur

Wertung: 5/5 Sterne 

TB, 250 Seiten

Preis: 12,99 €

Genre: Urban Fantasy

Reihe: Nein

VÖ:2020

© Verlagsgruppe Droemer Knaur 

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

 

Pepper-Man  -  Camilla Bruce

Inhalt 

Cassandra Tipp, eine extrem erfolgreiche Romantasy.-Autorin, ist spurlos verschwunden. Um sie gab es in der Vergangenheit schon mehrfach Skandale, weil Menschen aus ihrer Familie auf mysteriöse Weise gestorben sind - doch ihr konnte man nie etwas nachweisen.

In Ihrem Testament stellt sie ihren Erben eine Bedingung - und indem sie dieser Bedingung folgen, kommen wir als Leser in den Genuss von Cassandra Tipps Geschichte aus ihrer Sicht, und die ist alles andere als leicht zu schlucken - denn Cassandra Tipp ist überzeugt, ihr Leben von Feen umgeben verbracht zu haben....


Beurteilung 

Jetzt muss ich doch mal etwas vorab loswerden: Ich habe beim Vorbereiten dieser Rezension festgestellt, dass die Beschreibung des Buchs beim Verlag und auf Handelsplattformen viel mehr preisgibt, als der Klappentext, der tatsächlich auf dem Buch abgedruckt bin. Und ich bin froh, dass ich das erst nach der Lektüre gesehen habe - denn die Spannung auf die Geschichte wäre für mich sonst verloren gegangen. Ich finde, die ausführlicheren Buchbeschreibungen des Verlags nehmen leider viel zu viel vorweg - da hätte ich das Buch gar nicht lesen brauchen.Aus gutem Grund lese ich die Klappentexte daher nur sehr flüchtig quer, und das war bei Pepper-Man genau die richtige Entscheidung. Deswegen gehe ich auch bewusst nicht darauf ein, wer da mehr wissen will, kann selber nachschauen. 

Nur soviel sei gesagt - es gibt wie unten beschrieben zwei Sichtweisen der Dinge - eine, die der Fantasie Raum lässt und in der man an so etwas wie Feen und ein Leben nach dem Tod und Zauberei glauben kann - und eine, die alles wissenschaftlich erklärt, was in Cassandra Tipps Vergangenheit passiert ist, und das sind teilweise recht unschöne und grausame Interpretationen, die teilweise so schrecklich sind, dass man freiwillig lieber an Feen glaubt, auch wenn die hier nicht dem typischen Feen-Klischee entsprechen.

Es ist eine sehr interessante und mysteriöse Geschichte, die der Fantasie der Leser viel Spielraum lässt. Mir hat hier soviel gefallen, das ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, aber ich versuch es mal vorne :-)

Die Story ist als Geschichte in einer Geschichte aufgebaut - es gibt also eine Rahmenhandlung, mit der alles beginnt und endet, und in die die Autorin immer mal wieder zwischendurch ganz kurz zurückspringt, denn sie spricht ganz bestimmte Leser an. In diesem Buch erzählt die Protagonistin, die Autorin Cassandra Tipp, ihre Geschichte. 

Das besondere an dieser Erzählperspektive ist, dass die ganze Geschichte seltsam distanziert beim Leser ankommt, da Cassandra sie niederschreibt, nachdem schon alles geschehen ist, also mit einem abgeklärten Blick auf die Vergangenheit. Sie erzählt nüchtern, und gerade dadurch ensteht aber eine ganz eigenartige Stimmung bei vielen Szenen, die gerade durch diese Nüchternheit eigentlich an sich relativ harmlose Szenen eine menschliche Grausamkeit vermitteln, die man durch die Distanz wahrscheinlich noch deutlicher erkennt.

Und das superspannende ist, das man einfach nicht weiß, ob jetzt eigentlich ihr Leben von Verbrechen geprägt ist oder nicht. Die ganze Handlung kann von zwei Seiten betrachtet werden - man kann der Protagonistin glauben, oder eben nicht. Eine für mich überaus faszinierende Idee, die die Gedanken darauf lenkt, was die menschliche Psyche vermag - mich hat das die ganze Zeit hinweg total in den Bann gezogen. 

Vor allem bei einigen Erkenntnissen zum Ende hin, als andere Personen noch mit einbezogen werden - auch da kann man es von zwei Seiten betrachten, aber am spannendsten ist die Sichtweise der Protagonistin selbst. 

Was natürlich am Unheimlichsten an der ganzen Geschichte ist, ist der "fantastische" Teil: Die Feen, die anscheinend nur Cassandra von Kind an sehen kann, die sich ihr aufgedrängt haben, und die gleichzeitig ihre einzigen Freunde waren - für sie so normal, weil sie gar nichts anderes kannte. Und die Feen sind hier keine glitzrigen Wesen, die mit Kleidchen, Flügelchen und Zauberstäbchen durch die Gegend flirren - nein, sie sind Wesen des Waldes und der Wildnis, einstmals menschlich, doch nun etwas anderes...sie sind fremdartig, aber irgendwie weder gut noch böse, da sie einfach so anders sind, dass das, was man vielleicht als Böse bezeichnen könnte, einfach ihre Art ist. Ich fand die Atmosphäre, die die Feen hier umgibt, mega beschrieben, man bekommt da beim Lesen irgendwie unwillkürlich Gänsehaut und schaut über die Schulter. Da entsteht eine Magie, die ich gar nicht in Worte fassen kann.

Vor allem die Zeichen, die auf die Feen hindeuten, ihre "Hinterlassenschaften", die dann auf einmal doch wieder jeder sehen kann - gruselig, aber irgendwie doch eigentlich auch nicht schlimm. 

Ich habe noch nie etwas gelesen, wo psychologisch so geschickt gespielt wurde, das man von vorne bis hinten nicht weiß, was man jetzt eigentlich denken soll - was wirst du glauben am Ende? 

Auch wenn die Erzählweise sicherlich am Anfang ein kleines bisschen gewöhnungsbedürftig ist, empfehle ich diese Geschichte unbedingt - von Seite zu Seite hat sie mich mehr in ihren Bann gezogen und ich bin einfach grandios beeindruckt, wie Camilla Bruce hier mit den Gedanken des Leser spielt und ihn mal in die eine, mal in die andere Richtung lenkt und wie sie diese geheimnisvolle Welt der Feen neu erfunden und in unsere Welt eingesponnen hat. 

Von mir gibt es für dieses leider etwas kurze Buch auf jeden Fall 5/5 Sterne - erstaunlich anders, aber mit einer so starken Sogwirkung und Psychofaktor, dass es noch lange nachwirkt. 


Klappentext 

Dies ist die Geschichte der verstorbenen Cassandra Tipp. Cassandra war erfolgreiche Autorin, exzentrische Tante – und angeklagte Mörderin. Sie hinterließ ihren Nachfahren ein Buch, das ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Pepper-Man, dem Wesen aus dem Wald, das Cassandra beschützte; eine Geschichte von blutigen Nächten und magischen Geschenken; eine Geschichte von Ehemännern aus Zweigen und Steinen.
Und die Geschichte von Kindern, die im Wald verloren gingen.

Oder vielleicht doch eine Geschichte über ein kleines Mädchen, das im Schatten eines dunklen Waldes und furchtbarer Erinnerungen aufwuchs?

1 Kommentar:

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