Seiten

Donnerstag, 1. August 2019

Rezension: "Exit Now!" von Teri Terry

Titel: Exit Now!
Autorin: Teri Terry
Verlag und Info: Coppenrath Verlag
Wertung: *****
HC, 432 Seiten
Preis: 20,00 €
Genre: Dystopie
VÖ: 01.08.2019
Reihe: Prequel zur Gelöscht-Trilogie
© Coppenrath Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Exit Now! - Teri Terry


Inhalt

Einige Jahre nach dem endgültigen Austritt von Großbritannien und der Schließung der Grenzen in London:
Sam ist die Tochter eines wichtigen englischen Politikers, der Hoffnung auf den Posten des Premierministers hat. Ava ist die Tochter eines Taxifahrers, ihre schwedische Mutter hat sie kurz bevor die Grenzen zum Ausland  endgültig geschlossen wurden, entschieden, wieder in ihr Heimatland zurückzukehren und Ava zu verlassen.

Sam interessiert sich eigentlich gar nicht so sehr für das ganze politische Gedöns und ihre schulischen Leistungen in einigen Bereichen lassen zu wünschen übrig. Ihr Steckenpferd ist die Kunst. Ava soll ihr Nachhilfe in einigen Fächern geben.

Da prallen Welten aufeinander, und durch Ava bekommt Sam auf einmal einen ganz anderen Blick auf die aktuelle politische Situation im Land und vor allem auch darauf, wie unruhig die Bevölkerung ist, denn nur einem kleinen Teil geht es gut, während andere in größter Armut leben und unzufrieden mit ihren Regenten sind.

Sam beschließt, ihrem Herzen zu folgen und versucht auf ihrem Weg, den Menschen zu helfen.

Doch dabei vertraut sie teilweise den Falschen...



Beurteilung 

Ich bin ja der Gelöscht - Reihe total verfallen und habe auch alle anderen Bücher von Teri Terry, allerdings den Rest noch nicht gelesen. Witzigerweise habe ich erst als ich das Buch Exit Now! schon hatte, kapiert, dass es ein Prequel zur Gelöscht-Reihe ist :-)

Da das bei mir schon einige Jährchen her ist dass ich diese gelesen habe, war ich etwas skeptisch, aber man kann Exit Now völlig ohne Vorkenntnisse lesen und es schließt auch unabhängig zur Gelöscht - Reihe, wobei das Ende, das ich jetzt hier einfach mal vorwegnehme, schon annehmen lässt, dass da noch was nachkommen muss.
Aber wir Leser sind es ja heute gewohnt, die Vorgeschichte erst nach der eigentlichen Story zu bekommen, also was solls :-)

Teri Terry hat einfach einen extrem leicht zu verdauenden Schreibstil. Das Buch liest sich quasi von alleine. Die Kapitellänge variiert je nach Situation von einer Seite zu mehreren Seiten, und wechselt zwischen den Protagonistinnen Ava und Sam hin und her. Die Autorin spielt durch diesen Wechsel und die unterschiedlich langen Kapitel wirklich virtuos mit der Spannung des Lesers und bringt uns dazu, immer noch ein Kapitel, und noch ein Kapitel, und noch ein Kapitel zu lesen, und irgendwann stellt man fest, das man schon wieder fertig ist.

Die Entwicklung von Sam von der folgsamen "reicher-Politiker-Tochter" zur Rebellin ist gekonnt inszeniert. Ich finde Sam total authentisch und hab ihr wirklich jeden Gedanken und jeden Zweifel abgekauft. Sie ist am Anfang durch die Bodyguards und ihre Gesamtsituation total vom normalen Leben abgeschirmt und völlig blind für das, was auf der Straße und unter den normalsterblichen Bürgern vor sich geht. Erst durch Ava bricht das ganze allmählich immer stärker auf und entwickelt sich durch neue Bekanntschaften weiter.

Ich habe mich beim Lesen, da das Brexit - Thema momentan ja richtig brandheiß ist wirklich gefragt, ob es so weit kommen kann - und ob es dafür einen Brexit braucht, oder ob wir nicht auch ohne das auf eine ähnliche Zukunftsvision zusteuern: Überwachung wird immer allumfassender, wichtiger und absurder (Stichwort gläserner Bürger, nicht nur in GB), und auch ohne Grexits, Brexits und Co. schotten wir uns immer mehr ab und statt die Verschmelzung der Nationen willkommen zu heißen, wird die Fremdenfeindlichkeit und die gewollte Abgrenzung und Abschottung immer größer.
In "Exit Now!" wird durch den Brexit natürlich die Gesamtsituation durch die Grenzschließungen und den dadurch erschwerten In- und Export und den verkleinerten Arbeitsmarkt natürlich stark zugespitzt.

Was ich hingegen nicht sehr realisitisch fand - aber heutzutage passieren ja viele Dinge, von denen man eigentlich glaubt, dafür seien die Menschen doch einfach nicht dumm genug, siehe Amerika oder Nordkorea - war die Tatsache, wie schnell die Regierung angefangen hat, sich auf die Jugendlichen einzuschießen, und was für absurde Gesetzmäßigkeiten da auf einmal ganz einfach beschlossen wurden. Ausgangssperren, Zivilistenkontrollen auf den Straßen, das Alter durch farbige Bänder ausweisen? Todesstrafe für Jugendliche? 

Okay, die Jugendlichen sind natürlich offener, kritischer, gehen auf die Straße, verbreiten in den sozialen Medien unerwünscht schnell sehr radikale Meinungen - aber dann gleich ein ganzes Land vom www abschotten? Ich kann, ich will nicht glauben, dass das Realität werden kann. Ich glaube leider auch nicht, dass die Bilder und Videos, die die Jugendlichen unter dem viral gehenden Hashtag #Ditte posten, wirklich etwas bewegen könnten ausser einem massiven Shitstorm - besser geworden ist davon ja noch nicht oft wirklich etwas.

So, aber jetzt genug philosophiert und nochmal zurück zum Buch - Sam wie gesagt ist eine tolle Protagonistin, Ava aber nicht minder, sie vertritt in der Geschichte den ärmeren Teil der Bevölkerung, wobei sie noch Glück gehabt hat, da ihr Vater arbeitet und sie ein Stipendium hat, aber sie muss jeden Tag sehr hart für ihr Leben kämpfen und als sie dann noch durch einen der immer häufigeren Terroranschläge der radikalen Truppe A4a ihren Vater verliert, wird alles noch schlimmer. 
Auch an Lucas, dem Jungen, den Sam kennenlernt und der sie auf ihrer Entwicklung von den kritischen Gedanken zur aktiven Revolutionärin antreibt und unterstützt, sieht man, wie schnell man vom Rebell zum Gejagten wird - erschreckend, wie schnell man alles verlieren kann, was man besitzt.

Das Buch ist spannend, hat vielleicht nicht den allergrößten Anspruch auf realistische Darstellung der Zukunft, hält uns aber allemal einen drohenden Spiegel vor und zeigt uns, dass wir in vielen Dingen leider noch lange nicht auf dem richtigen Weg sind.

Extrem spannend und meisterhaft geschrieben, verbindet Teri Terry für mich hier einen sehr mitreißenden Jugendroman mit einem gesellschaftskritischen Spiegel, der aktueller ist als je zuvor.
Für mich wirklich ein Top-Buch, das absolut 5 Sterne verdient hat.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden dieses Kommentars werden personenbezogene Daten an den Betreiber dieser Plattform (blogger.com) übermittelt, die vom Betreiber dieses Blogs nicht beeinflusst, eingesehen oder gelöscht werden können. Bitte sende diesen Kommentar nur, wenn Du damit einverstanden bist. Danke!

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.