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Sonntag, 12. Januar 2020

Rezension: "Der Hof der Wunder" von Kester Grant


Titel: Der Hof der Wunder
Autorin: Kester Grant 
Verlag und Info: Piper Verlag
Wertung: 5/5 Sterne 
TB, 420 Seiten
Preis: 17,00 €
Genre: Fantasy
Reihe: nein
VÖ: 2019
© Piper Verlag 

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Der Hof der Wunder - Kester Grant 


Inhalt 

Ein junges Mädchen mischt die Unterwelt eines fiktiven Paris in einem alternativen 19. Jahrhundert auf! Durch ihr Schicksal in ein Leben als Diebin gezwungen, versucht Nina ihre Position zu nutzen, um im verborgenen den Menschen, die sie liebt, ein schlimmes Schicksal zu ersparen.

Dabei wird sie mit vielen Feinden und mächtigen Gegnern konfrontiert, erwirbt sich jedoch auch den Respekt mächtiger Menschen, die ihr helfen wollen, und die ebenso wie Nina noch nicht alle Menschlichkeit fahren gelassen haben.

Sogar das Herz des Thronfolgers von Frankreich kann Nina erreichen - aber ob das reicht, um die Armut unter der ganzen Bevölkerung zu beenden und ihre Familie zu retten, kann sie nicht wissen. 

Beurteilung 

Der Hof der Wunder ist ein Roman, der den Leser unweigerlich in seinen Bann ziehen muss.

Gleich zu Beginn lernen wir Nina kennen, die Protagonistin, die zusammen mit Schwester und Vater in relativ ärmlichen Verhältnissen lebt. 

Recht schnell wird man als Leser in das Setting eingeführt: Wie der Klappentext schon sagt - ein alternatives Paris in der Vergangenheit. Es herrscht eine große Kluft zwischen dem Adel und dem Rest der Bevölkerung. 

Unter den Armen herrscht das Gesetz der Gilden - Prostitution, Mord und Diebstahl sind nur ein paar der "Berufungen", in die sich diese Gilden aufteilen. Die Oberhäupter der einzelnen Professionen haben eine Allianz gebildet, die regelmäßig als "Der Hof der Wunder" zusammenkommt.

An diesem herrscht eine glasklare Hierarchie in jeder Gilde und auch eine deutliche Hackordnung untereinander, mit strengen Regeln, deren Nichteinhaltung grausamen Bestrafungen unterliegt. 

In diese Welt wird Nina gezwungen, als sie schon sehr jung lernen muss, dass sie nur überleben kann, wenn sie lernt, sich zu wehren und vom Opfer zum Angreifer zu werden. Um sie vor ihrem grausamen Vater zu beschützen, kommt sie in der Diebesgilde unter. Doch sie ist nur von einem Wunsch beseelt: Ihre Schwester Azelma zu retten, die von ihrem gemeinsamen Vater in die Prostitution gezwungen wurde. 

Das ist die Ausgangslage, und auch wenn es ein bisschen dauert, sich an die leicht eigentümliche Ausdrucksweise der Autorin zu gewöhnen, kann man sich des Zaubers dieses Settings einfach nicht entziehen. Kester Grant gelingt es, sowohl die Menschen, die Schauplätze als auch die Stimmungen der einzelnen Situationen glasklar und emotional zu vermitteln. Man sieht sie vor sich, die funkelnden Schätze, die dreckigen, grauen Kinder der Mördergilde, die "Geister" genannt werden, die vom Opiumrausch benebelten Prostituierten, die tumben Schläger der Gildenmeister.

Und trotz der ziemlich schlimmen und barbarischen Verhältnisse vermittelt die Autorin noch etwas: Den unglaublich schönen Zusammenhalt, den die armen Menschen untereinander haben. Es ist ein warmes Gefühl, das beim Lesen entsteht, jedesmal wenn inmitten der dunklen Ereignisse etwas schönes passiert, Menschen lachen oder Loyalität gezeigt wird. 

Mit Nina als Protagonistin hat die Schreiberin bei mir voll ins Schwarze getroffen. Nina trägt den Spitznamen "schwarze Katze" und schafft es, trotz der ganzen Intrigen und Machenschaften um sie herum ein reines Herz zu bewahren und rechtschaffen zu bleiben, auch wenn sie natürlich klaut und krumme Dinger dreht, tut sie es doch aus der richtigen Intention heraus. Diese innere Stärke, die sie immer wieder zeigt, ihr Mut, aber auch ihre menschlichen Schwächen machen sie zu einer herausragenden Person, der man überall hin folgen möchte und für die einfach das Leserherz schlägt. 

Interessanterweise kommt diese Story so gut wie gänzlich ohne die übliche Liebesgeschichte aus - natürlich geht es auch um gegenseitige Zuneigung und Schicksale, aber nur als Verursacher der aktuellen Entwicklungen und nicht als wesentlicher Bestandteil der Story. 

Trotz der insgesamt recht vielen handelnden Personen und der Gilden sowie ihrer komplexen Verstrickungen untereinander kann man die Handlung gut verfolgen. Es ist von Beginn an sehr spannend, auch wenn sich die Handlungsgeschwindigkeit eher ruhig entwickelt - zwischendurch gibt es auch mal einen Zeitsprung von zwei Jahren, was aber überhaupt nicht stört, da im Nachgang alle zwischenzeitlichen wesentlichen Ereignisse prägnant nachgezogen werden - die Autorin baut dann ganz bewusst alle Handlungsstränge immer weiter auf das große Finale hin auf, an dem schließlich alle Stränge irgendwie zusammenführen und einen Umsturz des aktuellen Machtgefüges erwirken sollen. 

Das Ende ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen - die Geschichte wird zwar größtenteils abgeschlossen und endet ohne Cliffhanger, dennoch gäbe es Optionen für eine Fortsetzung, was meines Wissens aber nicht geplant ist. 

Fazit: Kester Grant hat mit "Der Hof der Wunder" einen einzigartig bildhaften, spannenden und emotionalen Roman geschaffen, den man nicht aus der Hand legen kann - das liegt zum großen Teil an der Protagonistin selbst, die man einfach gern haben muss, aber auch am einfach faszinierenden Setting und einem klugen Plot, ein Buch, das das dunkle Mittelalter durch seine großartigen Menschen trotzdem zu einem Ort macht, der einen anzieht. Von mir gibts ganz klar 5/5 Sterne für dieses tolle Werk. 

offizieller Klappentext

In einem alternativen Paris des Jahres 1823 ist die Französische Revolution fehlgeschlagen. Skrupellose Aristokraten teilen sich die Stadt mit neun kriminellen Gilden, die die Unterwelt regieren. Zwischen den Gilden herrscht ein brüchiger Frieden. Nina, Angehörige der Diebesgilde, will ihre Schwester Azelma retten. Kaplan, der Oberste der „Gilde des Fleisches“, spezialisiert auf Menschenhandel und Prostitution, hat sie an sich gerissen. Aber die Diebe wollen sich nicht mit Kaplan anlegen. Die junge Waise Ettie soll Nina bei einem verzweifelten Befreiungsplan helfen. Doch unvorhersehbare Ereignisse wie eine Hungersnot und neue Revolutionäre zwingen die ungleichen Verbündeten dazu, sich den verfeindeten Gilden anzudienen und bis zur großen Zusammenkunft der Gilden, dem legendären Hof der Wunder, zu überleben. Aber als Kaplan auf die Spur der beiden kommt, droht in ganz Paris ein Krieg auszubrechen ...

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