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Sonntag, 16. Februar 2020

Rezension: "Unter pinken Sternen" von Sabrina Schuh

Titel: Unter pinken  Sternen 
Autorin: Sabrina Schuh
TB, 344 Seiten
Preis: 10,99 €
Genre: Märchenadaption
Reihe: nein 
VÖ: 2019
© Sabrina Schuh 

Werbung - Dieses Buch wurde mir vn der Autorin als kostenfreies Rezensionsexempar zur Verfügung gestellt 

Unter pinken Sternen - Sabrina Schuh


Inhalt 

Da sie aufgrund eines traumatischen Schicksalsschlags ihren Job nicht mehr erfüllen kann, steht Silke von einem Tag auf den nächsten auf der Straße und hat niemanden, an den sie sich wenden kann. Sehr schnell rutscht sie in die Obdachlosigkeit ab und findet sich in einem Teil der Gesellschaft wieder, der erbarmungslos ist und an den sie bislang noch nie den geringsten Gedanken verschwendet hat. 

Auf einmal muss sie darüber nachdenken, wo sie schlafen kann, wo sie sich waschen kann und wo sie das nächste Essen herbekommt - und das, kurz nachdem sie ihre Eltern verloren hat, woran sie sich eine Mitschuld gibt und so in ihrer Trauer gefangen ist, dass sie kaum klar denken kann.

Immer tiefer und tiefer geht die Spirale und jeder Ansatz, dass sich ihre Situation verbessern könnte, verkehrt sich ins Gegenteil. Sie ist kurz davor, sich selbst komplett aufzugeben.Soll das alles gewesen sein?


Beurteilung 

Wow, dieses Buch hat mich jetzt mal richtig mitgerissen. Ich habe es in knapp 3 Stunden ausgelesen. Ab der ersten Zeile hat mich diese Geschichte um die junge Silke und ihr Leben in ihren Bann gezogen. 
Sabrina Schuh hat einen ganz, ganz wunderbaren Schreibstil, der einen unglaublichen Sog beim Lesen ausübt und einen bis zum letzten Wort nicht mehr loslässt. 

Man wird durch die Seiten getrieben, so wie Silke nach ihrem Rausschmiss bei der Modeagentur gegen ihren Willen immer weiter getrieben wird und keine Chance hat, Ruhe zu finden. 

Die Autorin greift in diesem Buch eine ganze Menge heiß diskutierter und gern tabuisierter Themen auf und spricht sie offen an. Diese Geschichte ist so voller Verzweiflung, aber auch Hoffnung, dass beim Lesen unglaublich viele Emotionen an- und hochkommen, man sollte sich also beim Lesen auf etwas gefasst machen.

Vielleicht konnte ich mich deswegen so gut in die Verweiflung von Silke, deren Leben von einem Moment auf den nächsten von ganz oben nach ganz unten rauscht, hineinfinden, weil ich ansatzweise solche Situationen schon erlebt habe - wenn auch zum Glück nicht ganz so drastisch, wie es hier in dem Buch beschrieben wird. Auch ich hatte schon erlebt, kein Dach über dem Kopf zu haben, keinen Job zu haben, und leider habe auch ich schon meine Eltern verloren, wenn auch nicht so gleichzeitig und jung und unerwartet wird die Protagonistin hier. Diese unfassbare Geschichte muss einem beim Lesen einfach ans Herz gehen - sonst hat man keins. 

Man sollte bei diesem Buch unbedingt auch dem Nachwort Beachtung schenken, denn hier schreibt Sabrina, dass sie ganz schön viel Recherchearbeit in die Geschichte gesteckt hat, was zeigt, dass es sich leider, auch wenn man es kaum glauben mag, in vielen Details immer noch um traurige Realität handelt und das Verhalten der Menschen und die Löchrigkeit unseres sozialen Netzes schonungslos aufzeigt.  Und nicht nur das - auch die Hirnrissigkeit mancher Gebote und Verbote, die Verbohrtheit und Machtverliebtheit vieler - aber auch die viel zu seltenen, richtig guten und offenen Herzen jener Menschen, die nicht wegsehen, die helfen, auch wenn es unbequem wird und mit dem Finger auf einen gezeigt wird. 

Ich finde, dieser so zeitlos aktuellen Geschichte, die in vielen Dingen leider so gar nicht märchenhaft ist, sollte ganz, ganz viel Aufmerksam geschenkt werden, und jeder Leser sollte sich fragen oder sich überlegen, ob er beim nächsten Gang durch die Stadt vielleicht mal nicht wegschaut, mal eine Sekunde drüber nachdenkt, das der bettelnde Obdachlose vielleicht auch ohne eigenes Verschulden in seine jetztige Situation gerutscht ist und wie man selbst sich fühlen würde in so einer Situation.

Den das Netz ist dünn, und man rutscht schnell hindurch, vor allem in der heutigen Zeit, wo echte Freunde eine Seltenheit sind und sich die Menschen zunehmend voneinander isolieren, mehr aus Selbstschutz als aus Ignoranz. 

Jetzt habe ich genug schwadroniert, aber ich hoffe man merkt, wie sehr mich dieses Buch gepackt hat - ich habe mitgelitten und mitgefiebert und mir sind beim Lesen mehr als einmal die Tränen der Empörung, des Mitleids und auch des schlechten Gewissens in die Augen gestiegen.

Das Ende ist natürlich - es ist ja auch und immer noch eine Märchenadaption - schön, auch wenn es natürlich in der Realität äußerst selten so kommen wird - aber wie Silke glaube ich auch ich fest daran, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als man sieht und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie ihre Träume so ernstgenommen und angenommen hat und Trost in ihrem Glauben daran gefunden hat, dass ihre Eltern immer noch bei ihr sind, denn ich denke genauso. 

Ein ganz, ganz tolles Buch, mit einer herzzerreißenden und spannenden Geschichte, toll geschrieben, und mit sehr anschaulich dargestellten sozialen Hintergründen, die damals wie heute zeitlos aktuell sind und die Menschen sehr treffend charakterisieren und einen unbequemen Spiegel der Gesellschaft hochheben.
Ganz klar ein Highlight, das Buch gehört einfach gelesen, von mir gibt es 5/5 Sternen.




offizieller Klappentext

Ein geplatzter Traum
Ein Leben im Abseits
Ein Himmel voller Sterne

Die aufstrebende Modedesignerin Silke hat alles, wovon sie jemals geträumt hat. Als der plötzliche Unfalltod ihrer Eltern sie völlig aus der Bahn wirft, verliert sie nicht nur ihren Job und ihr Zuhause, sondern auch jede gesellschaftliche Struktur. Anfangs noch voller Hoffnung, vom vielgepriesenen Sozialstaat aufgefangen zu werden, erlebt Silke eine bittere Enttäuschung nach der anderen. Sie ist von nun an auf sich allein gestellt und muss lernen, in der rauen, unbarmherzigen Welt der Obdachlosen zurechtzukommen. Allerdings bleibt ihr wenig Zeit, diese Herausforderungen zu meistern, wenn sie nicht das Letzte verlieren möchte, was ihr geblieben ist: ihr Leben.

In Unter pinken Sternen spinnt Autorin Sabrina Schuh aus den Elementen der Grimmschen Sterntaler eine in sich geschlossene, düstere Gesellschaftskritik über Schuldgefühle, Verzweiflung und das schwere Leben einer jungen Obdachlosen.

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