Mittwoch, 15. Januar 2020

Rezension: "Deprepa - Dein Kopf lügt" von Larissa Braun

Titel: Deprepa - Dein Kopf lügt 
Autorin: Larissa Braun
Verlag und Info: BoD
TB, 460 Seiten
Preis: 14,99 € (HC 20,99 €)
Genre: Roman
Reihe: nein
VÖ: 2019
© Larissa Braun, Alexander Kopainski

Deprepa - Dein Kopf lügt  -  Larissa Braun


Inhalt 

Karas Leben ist eine einzige Abwärtskurve. Ihre Mutter ist gestorben, in der Schule wird sie gemobbt - und das alles in einer Gesellschaft, in der psychisch Kranke Menschen wie Verbrecher weggesperrt werden, seit einmal mehrere depressive Menschen einen Massensuizid begangen und dabei unschuldige Mitmenschen mitgezogen haben. 

Kara wird entlarvt und muss ins Sanatorium, über das die übelsten Gerüchte im Umlauf sind. Und scheinbar sind alle wahr, wie sie schnell feststellen muss. Karas einzige Lichtblicke sind ihre sympathischen Mitinsassen - und der junge Wärter Maze, zu dem sie sich trotz der unmöglichen Situation unglaublich hingezogen fühlt. 

Doch wie es scheint, setzen die Ärzte im Sanatorium ohnehin alles daran, das Leben von Kara und ihren neuen Freunden schnellstmöglich zu beenden - denn noch nie hat jemand erlebt, dass aus dem Sanatorium wieder jemand entlassen wurde. Ob Kara die erste sein wird?




Beurteilung 

Zunächst mal: Echt ein hammerschwieriges Thema, verpackt in einen spannenden Plot - ich war sehr neugierig, was mich erwartet. 
Direkt zu Beginn zuckt man erst  mal zurück, denn man wird von einer Triggerwarnung für psychisch gefährdete und der Nummer der Seelsorge begrüßt. Da fragt man sich schon, auf was man sich beim Lesen wohl einlässt. 

 Ich muss vorab sagen: Zum Glück leide ich nicht selbst unter einer der hier beschriebenen Störungen. Die Autorin packt Themen wie Depression, Suizidgefahr, Selbstverletzung, Mobbing und Hass ganz hart und schonungslos an und hält Opfern und Tätern einen unvorteilhaften Spiegel vor. 
Auch ich hatte und habe ab und an mit psychischen Problemen zu kämpfen - bislang konnte ich mich immer selbst wieder heraushieven.

Daher kann ich mir nicht anmaßen, beurteilen zu können, wie realitätsnah manche der Beschreibungen in diesem Buch sind. Abgesehen vom groben Plot - der Klappentext stellt das ganz gut dar - ist ein Großteil der 460 Seiten den Gedanken der Protagonistin Kara gewidmet.

Der Tod ihrer Mutter hat sie aus der Bahn geworfen, und sie ist ein absolutes Mobbingopfer an ihrer Schule. Als die Deprepa-Polizei sie abholt, glaubt sie schon das ihr Leben gelaufen ist. 
Zuerst hatte ich echt Mitleid mit Kara, doch sie hat mich im Laufe des Buchs zunehmend genervt. 

Sie ist psychisch krank. Depressionen, fehlendes Selbstwertgefühl, sie ritzt sich. Im Sanatorium knüpft sie schnell Kontakt zu Gleichaltrigen, die mehr oder weniger ähnliche Probleme haben wie sie. Und da beginnt es: Wenn man Karas Gedanken folgt, müsste man meinen, sie sei austherapiert und außerdem lang studierte Psychologin. Anscheinend ist sie fähig, jede ihrer Handlungen und Gedankengänge glasklar zu sezieren und weiß vollkommen Bescheid, was da mit ihr passiert. Als würde sie von außen drauf schauen, aber nicht eingreifen können. 
Ebenso gibt sie anderen Mitinsassen Ratschläge, die ein Therapeut nicht besser geben könnte. Wie schon gesagt - ich weiß nicht wie es ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein wirklich betroffener Mensch so denkt und sich so verhält. Manchmal bestimmt schon, aber bei ihr ist es einfach extrem. Jeder Mensch, der ihr nur irgendwie unter die Augen kommt, wird mental auseinandergenommen und innerhalb von wenigen Minuten ein psychologisches Tiefenprofil erstellt. Das habe ich ihr irgendwann einfach nicht mehr abgekauft. 

Trotzdem war die Geschichte ziemlich gut. Ein bisschen weniger Gedankengänge und mehr Tempo in der Handlung hätten der Spannungskurve gut getan, aber ich denke der Autorin war es eher ein Anliegen, zu den Lesern zu sprechen - damit vielleicht gerade Personen, die selbst betroffen sind, oder aber vielleicht auch welche, die potentiell Gefährdete oder Betroffene falsch oder gar grausam behandeln, vielleicht mal innehalten und über sich und ihre Taten nachdenken.

Das Finale fand ich übrigens bombastisch. Das hat mich vollkommen überrascht - durch die letzten 50 Seiten bin ich wirklich durchgeflogen. Echt mega. Ich frage mich, ob das so wirklich auftreten kann - aber vermutlich schon. Ich will nichts verraten, aber das Ende wirft so ziemlich alles über den Haufen, was ich mir als Ausgang hätte ausmalen können. 

Fazit: Ein sehr außergewöhnliches Buch, das im Kopf bleibt. Extrem sensible Themen, die in eine fantastische Story gepackt sind. Ein bisschen Romance ist natürlich auch dabei - aber anders, als man denkt. Auch wenn die Protagonistin zuviel Zeit mit ihren eigenen Gedanken verbringt und etwas unauthentisch abgehoben wirkt, kann man sie mögen und für sie hoffen. 
Von mir bekommt "Deprepa" 4 von 5 Sternen.  


offizieller Klappentext 

Das Sanatorium holt sich jeden. Jeden, der depressiv ist.

Als Kara als Deprepa entlarvt und in das Sanatorium gebracht wird, beginnt für sie eine Zeit voller Verurteilungen und Hass. Sie wird schikaniert und tyrannisiert, bis sie selbst nicht mehr sicher ist, ob sie nicht doch die Gefahr darstellt, die die Gesellschaft in ihr sieht.
Auch der Wächter Maze gehört zu den skrupellosen Menschen, die Deprepa mit Verachtung strafen, und sollte allein deshalb schon ein absolutes Tabu für Kara sein. Doch als sie ihm näher kommt als erlaubt, erkennt sie, dass nicht jeder auch wirklich das ist, was er vorgibt zu sein.
Bald schon steht Kara vor der Entscheidung, wem sie vertrauen kann, und der Frage, wie weit sie gehen muss, um sich selbst zu retten.


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