Freitag, 12. Juni 2020

Rezension: "Verschliess jede Tür" von Riley Sager

Titel: Verschliess jede Tür
Autor: Riley Sager
Verlag und Info: dtv Verlagsgesellschaft
Wertung: 5/5 Sterne
TB, 400 Seiten
Preis: 10,95 €
Reihe: nein
Genre: Thriller
VÖ: 2020
© dtv Verlagsgesellschaft

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Verschliess jede Tür - Riley Sager

Inhalt

Jules hat ihren Job verloren und ihren untreuen Freund verlassen. Jetzt lebt sie bei ihrer Freundin auf der Couch und findet durch Zufall ein unfassbares Angebot: Sie soll auf eine leerstehende Wohnung aufpassen und dafür einen Haufen Geld kassieren.
Es scheint die Lösung all ihrer Probleme zu bedeuten, und so nimmt sie an.
Doch schnell merkt sie, dass in dem berühmten Gebäude, in dem sich die Wohnung befindet, und in dem sie sehr merkwürdig anmutende Regeln befolgen muss, einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.

Als dann auf einmal eine andere Wohnungsaufpasserin spurlos verschwindet, beschließt Jules, nachzuforschen. Und stößt auf tief vergrabene Geheimnisse.
Beurteilung

Mehr und mehr stelle ich fest, dass das Thriller-Genre so viel mehr zu bieten hat als simple Mordaufklärung.
"Verschließ jede Tür" ist ein Buch, dass extrem virtuos mit Atmosphäre und Emotionen des Lesers spielt und einen zusätzlich auf eine komplett falsche Fährte führt, nur um am Ende etwas völlig anderes aufzutischen.

Das Buch beginnt eher wie ein Drama über eine junge Frau, die bislang im Leben nicht viel Glück hatte, und wird dann spannender und spannender, aufgebaut fast nur auf subjektive Eindrücke der Protagonistin, obwohl eigentlich noch überhaupt nichts passiert ist. Das hat der Autor meisterhaft hinbekommen.

In diesem Buch ist der heimliche Protagonist aber nicht eine Person, sondern der Schauplatz selbst: Das sogenannte "Bartholomew", eine extrem exklusive Adresse in New York, ein altehrwürdiges Gebäude, das noch mit Gargoyles verziert ist, einen Speiseaufzug hat und einen von diesen ganz altmodischen Aufzügen, die noch mit Gittern verschlossen werden - kennt man aus einigen Filmen noch. In Natura habe ich so ein Ding noch nicht zu Gesicht bekommen.

Jules ist eine sehr sympathische Protagonistin. Ich musste beim Lesen auch wieder daran denken, wie viel Glück wir in dem Land, in dem wir leben, mit unseren sozialen Netzwerken haben - ich will mir gar nicht vorstellen, wie schnell man in einem Land wie Amerika durch jedes Raster rutscht und von allen und jedem vergessen wird.
Diesen krassen Gegensatz zwischen sehr reich und völlig mittellos und wie schmal der Grat ist, zeigt dieser Roman sehr gut auf - als nachdenklich machende Botschaft im Hintergrund der eigentlichen Story, auch das sehr geschickt eingeflochten vom Autor, ohne das man das Gefühl eines erhobenen Zeigefingers oder einer gewollten Gesellschaftskritik bekommt.

Ich glaube, zu Beginn hätte ich mich an der Stelle von Jules genauso verhalten - wer, der in Geldnot ist, hätte bei diesem Angebot bitte schön nicht zugegriffen?
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang nicht sicher war, ob Jules einfach nur Gespenster sieht oder sich einreden lässt. Dann dachte ich, okay, wie langweilig, da bringt jemand Leute um.... dann kam die Phase wo ich gedacht habe: Och nö, das ist jetzt aber ziemlich weit hergeholt, da hatte wohl jemand beim Schreiben den Aluhut auf.... um dann zum Schluss zu denken: Ach krass. Da wär ich jetzt im Leben nicht drauf gekommen. Und vielleicht gibts ja doch keinen Killer.

Ob ich mit meinem letzten Gedanken auf der richtigen Fährte war, verrate ich natürlich nicht. Fakt ist, dass ich mir beim Lesen wirklich hervorragend bildlich vorstellen konnte, was Jules vor sich sieht. Es fühlte sich an als würde ich durch ihre Augen sehen und wirklich die Wohnungen, das Gebäude, die Umgebung vor mir sehen. Das hat Riley Sager prima hinbekommen, ohne sich seitenlang auf Details zu konzentrieren. Es entstehen absolut keine langweiligen Passagen.

Nein, die Handlung verläuft sogar ziemlich rasant, und das fast ganz ohne knallige Action oder Schmalspurhelden. Ich muss zwar zugeben wie ich manche Schlüsse, die Jules oder ihre, ich nenne es mal Kollegen, gezogen habe, aus den vorliegenden Informationen nicht so ganz nachvollziehen konnte, aber das hat für mich nichts vom Lesevergnügen genommen.

Ich könnte mir vorstellen das es manchem Leser vielleicht nicht heftig genug zugeht, denn irgendwelche blutigen Massaker erwartet man hier vergebens, auch wenn es nicht ganz ohne Verletzungen abläuft. Aber für meine Begriffe war es eben mehr eine auf die Psyche gehende Geschichte, die in einer anderen Umgebung wahrscheinlich weit weniger unheimlich angemutet hätte.

Fazit: Für mich war es genial, Setting und Protas haben gepasst und wurden authentisch dargestellt und plastisch beschrieben, die Handlung war interessant und voller überraschender Wendepunkte.
Ein mitreißender, sehr atmosphärischer Thriller, empfehle ich auf jeden Fall mit 5/5 Sternen weiter!

Klappentext

Ein Haus zum Träumen. Und zum Sterben.

Jules hat einen Wahnsinns-Job an Land gezogen: Sie soll im Bartholomew, einem prachtvollen alten Hochhaus am Central Park, auf eine Luxuswohnung aufpassen. Und dafür 1000 Dollar die Woche kassieren! Einige seltsame Bedingungen gibt es allerdings: Sie muss jede Nacht im Apartment schlafen und darf niemanden in die Wohnung lassen. Kaum ist Jules eingezogen, häufen sich unheimliche Vorkommnisse. Von Ingrid, ebenfalls »Apartmentsitterin«, erfährt sie, dass das Bartholomew ein dunkles Geheimnis hat. Als Ingrid verschwindet, versucht Jules, das Geheimnis zu lüften – und gerät dabei selbst in größte Gefahr.


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