Freitag, 14. Januar 2022

Rezension: "Evil" von Jack Ketchum



Titel: Evil
Autor: Jack Ketchum
Verlag und Info: Heyne Hardcore
Bewertung: 5/5 Sterne
TB, 325 Seiten
Preis: 9,99 €
Genre: Thriller
Reihe: nein
VÖ: 2006
© Heyne Verlag

Evil - Jack Ketchum

Inhalt

Der junge David beschreibt, wie sein Leben in seinem Vorort verläuft, welche Spiele er mit den Nachbarskindern spielt. Als Kinder der 50er sind sie viel draussen, und ihre Spiele haben die Kindern oft eigene Grausamkeit, sind aber noch harmlos - für die meisten.

Doch dann zieht in der Nachbarschaft ein Schwesternpaar ein, dass ihm Rätsel aufgibt - die eine findet er gut, die andere sieht er nicht, er weiß nur, ihre Familie hatte einen schweren Unfall und jetzt leben die beiden Waisenmädchen bei seiner Nachbarin.

Immer mehr zieht ihn das Rätsel um diese Familie in ihren Bann. Doch eines Tages gerät er mitten hinein - und findet keine Möglichkeit mehr, sich den Ereignissen zu entziehen.

Beurteilung

Tja, da weiß man erstmal gar nicht was man sagen soll. Schon nach den ersten Seiten war klar: Der Schreibstil gefällt. Es hatte was von den frühen Stephen Kings - eigentlich passiert am Anfang nicht viel, aber man merkt einfach zwischen den harmlosen Zeilen und Beschreibungen, da hängt irgendwie eine Spannung, eine Gefahr in der Luft, obwohl sie nirgendwo mit Worten erwähnt wird, kann man sie beinahe mit den Händen greifen, man hat das Gefühl, wenn man zwischen den Absätzen, die harmlose Jugenderinnerungen mit Freunden und Spielen im Freien beschreiben, würde man einen Schlag bekommen, so geladen ist die Atmosphäre in dem Buch.

Evil ist zeitlos und wie der Klappentext sehr treffend beschreibt, Abgründe der menschlichen Seele - besser könnte ich es nicht ausdrücken. Was mich besonders schockiert hat, war diese Gruppendynamik, die da entsteht, und der auch der Junge David, durch dessen Augen und Erinnerung wir die Geschichte erleben, am Ende unterliegt.

Es ist unfassbar, mit welchem Pragmatismus Jack Ketchum mit seiner Erzählung, die bis zum Ende nicht von ihrer harmlosen, nüchternen Art zu berichten abweicht, vielleicht ab und an mit einem etwas bedauernden Unterton, aber dennoch überwiegend sachlich, einen Bericht über solch traumatische Ereignisse wie in "Evil" erzählt.

Und in Evil braucht es keine Monster, keine Dämonen, keine paranormalen Phänomene - nein, der Horror ist hier einzig und allein für Menschen von Menschen verursacht. Wobei, ob solche Leute die Bezeichnung Mensch noch verdienen? Man beginnt sich zu fragen, ob solch ein Handeln, solche wahnwitzige Ideen in jedem von uns entstehen können, und wie weit man wohl tatsächlich gehen würde. Denn wenn man nicht allein ist, und andere mitmachen, muss man dann auch? Oder stellt man sich gegen die Mehrheit? Und was passiert mit denen, die darunter leiden?

Evil ist kein Splatterroman, nein, obwohl viele Dinge recht detailliert beschrieben werden, geht es halbwegs züchtig zu, aber das tut (leider) dem Kopfkino keinen Abbruch. Man kann sich die Situationen nur zu gut vorstellen, und man möchte sich wirklich nicht ausmalen, welche psychischen Langzeitfolgen die Erlebnisse dieses Sommers für David und die Nachbarskinder haben werden. Evil spielt mit der Psyche und weckt Gedanken daran, was wohl in den Kellern und hinter verschlossenen Türen der eigenen so harmlosen Nachbarschaft vor sich gehen mag.

Unfassbar, wie grausam und gleichgültig Menschen sein können und was sie in der Lage sind, einander anzutun. Evil ist böse, brilliant erzählt, und es hinterlässt auch 15 Jahre nach der Veröffentlichung noch einen tiefen Eindruck bei mir. Absolute Leseempfehlung, 5/5 Sterne!


Klappentext

Die USA in den 50er Jahren. Nach außen hin ein eheile Welt, doch inmitten der amerikanischen Vorstadtidylle wird ein Junge mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert. Jack Ketchum zeigt in seinem beunrihigenden, grenzüberschreitenden Horrorthriller die Abgründe der menschlichen Seele auf.

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