Freitag, 28. Juni 2019

Rezension: "Die Siedlung - Sicher bist Du nie" von Su Turhan

Titel: Die Siedlung - Sicher bist Du nie
Autor: Su Turhan
Verlag und Info: Piper Verlag
Wertung: *****
TB, 320 Seiten
Preis: 15,00 €
Genre: Thriller 
Reihe: nein
VÖ: 2019
© Piper Verlag

Werbung: Dieses Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Die Siedlung - Sicher bist Du nie  -  Su Turhan


Inhalt

Adam Heise ist der selbsternannte "Vater" der Mustersiedlung "Himmelhof", die von der künstlichen Intelligenz Amma gesteuert und kontrolliert wird. 

Dort haben sich weltweit renommierte Wissenschaftler und bedeutende Persönlichkeiten angesiedelt, die an dem Projekt teilhaben wollen. Doch der japanische Investor, der ein großes Interesse daran hat, eine entsprechende Siedlung nachzubauen, wünscht lückenlose Aufklärung der jüngsten Vorfälle, die die Siedlung in keinem guten Licht erscheinen lassen.

Daher müssen Helen und ihr Chef verdeckt ermitteln und ziehen mit falschen Persönlichkeiten nach Himmelhof. 
Zunächst erscheint dort alles perfekt, doch Helen entdeckt immer mehr seltsame Gegebenheiten und führt mysteriöse Dialoge mit den Einwohnern.

Hinter dem so innovativ erscheinenden System stecken Abgründe und perfide Machenschaften, die jedwede Vorstellungskraft übersteigen. Und Amma ist scheinbar selbständiger, als selbst Adam Heise zu wissen scheint....



Beurteilung

Auf dieses Buch war ich sehr neugierig, denn geht der Trend auch in unserem Leben nicht immer mehr in Richtung Smart Home, intelligente Geräte, Allroundüberwachung und Co.? Wo ist die Grenze, über die wir nicht gehen sollten?

Dieser Frage stellt sich der sehr spannende Thriller "Die Siedlung", bzw. sollte sich der Leser die Frage selber stellen, wo er einen Schlussstrich ziehen würde.

Der Schreibstil von Su Turhan ist sehr eigen und man muss sich ein wenig einlesen, doch schnell konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Während dem Lesen scheint die Darstellung der Ereignisse ein wenig sprunghaft zwischen verschiedenen Szenarien und Personen zu wechseln - man hat das Gefühl, man folgt dem Blick durch unterschiedliche Kameras auf unterschiedliche Schauplätze, was ja sehr gut zum Inhalt des Buchs passt.

Allerdings braucht man dadurch auch manchmal ein paar Zeilen, bis man wieder versteht, wo man gerade schaut und wem man gerade "zuhört". 

Je mehr man liest, desto überraschend heftig werden auch die beschriebenen Szenarien. Ich wurde immer wieder regelrecht vor den Kopf gestoßen von eigentlich perfekten Szenerien, die auf einmal in brutale Alpträume mutieren. Su Turhan hat meiner Meinung nach den schönen Schein, aber auch die verborgen liegende Schicht der ethischen Fragwürdigkeiten, perfekt eingefangen.

Das Leben im Himmelhof hat unbestritten große Vorteile und ist extrem innovativ - für die, die keine Fragen stellen und sich den auferlegten Zwängen fügen. Wer Fragen stellt oder auf einmal selbst Opfer bringen muss, lernt schnell, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat und was Himmelhofs Deckmantel alles verbirgt.

Doch gerade dieser Gegensatz und die, ich kann es nicht anders sagen, gefühlskalte Darstellung des Autors, der fast unbeteiligt die schrecklichsten Szenen beschreibt, verursachen diesen besonderen Thrill beim Lesen. Ich finde es besonders beängstigend, wenn Amma eigenständig Entscheidungen trifft, denn sie geht buchstäblich über Leichen. 

Die Protagonisten selbst sind mir irgendwie fremd geblieben, ich konnte mich nicht wirklich in die Personen reinfühlen, aber auch das passt einfach zum Buch. Man bleibt emotional außen vor, als würde man Nachrichten schauen, so grässlich sie auch sein mögen.

Bedrückend ist auch, wie leicht sich die Außenwelt blenden lässt-blenden lassen will. Wenn genug Geld und Macht in Aussicht steht, schaut man nicht so genau auf die Details. Das ist traurig, aber bittere Wahrheit, die auch hier zum Ausdruck kommt, denn natürlich ist Himmelhof von Interesse für die Weltöffentlichkeit und muss sich entsprechend für Presse und Interessenten öffnen, ohne das diese natürlich mitbekommen, was vielleicht für die dort lebenden Privatpersonen nicht unbedingt nur angenehm ist.

Der Showdown ist extrem erschreckend und geht über jegliche ethische Grenzen hinaus. Zartbesaitete sollten sich daher vor dem Lesen wappnen. Was die Wissenschaftler da abziehen, finde ich schockierend- wie Menschen so intelligent sein können, um so etwas mit Hilfe von Technik zustandezubringen, und gleichzeitig so emotional unreif sein können.

Das Ende fand ich ein wenig seltsam und aprupt, für mich persönlich unerwartet und erschreckend,  unbefriedigend und verängstigend, aber irgendwie auch cool, denn man erwartet es so einfach nicht. Die Geschichte bleibt unberechnenbar, ist zum Ende hin sehr offen, und das hat mich dann auch wieder fasziniert. 

Fazit: Es ist sicher nicht für jeden was und man muss für einige Szenen doch ein dickeres Fell haben, aber mich persönlich hat es extrem in seinen Bann gezogen und ich empfehle es weiter. Die Siedlung bekommt von mir 5/5 Sternen.


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