Sonntag, 22. März 2020

Rezension: "Kryonium - Die Experimente der Erinnerung" von Matthias A.K. Zimmermann

Titel: Kryonium - Die Experimente der Erinnerung
Autor: Matthias A.K. Zimmermann
Verlag und Info: Kulturverlag Kadmos 
Wertung: 5/5 Sterne 
HC, 324 Seiten
Preis: 19,90 €
Genre: technoides All-Age-Märchen
VÖ: Oktober 2019
Reihe: nein
© Kulturverlag Kadmos 

Werbung -  Dieses Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Kryonium - Die Experimente der Erinnerung - Matthias A.K. Zimmermann


Inhalt 

Ohne Erinnerung findet sich unser Protagonist an einem verwunschenen Ort wieder: Ein geheimnisvolles Märchenschloss, bewacht von Rittern, bedroht von einer bösen Hexe und ihrem Drachen, befindlich auf einer einsamen Insel, die aufgrund eines Ungeheuers nicht verlassen werden kann.

Doch auf der Suche nach sich selbst und seiner Vergangenheit lässt er nichts unversucht und findet unerwartete Verbündete, die ihm helfen wollen, die vielen Rätsel zu lösen, die ihn umgeben.

Eine Geschichte voller Überraschungen und Magie, eine Reise ins Unbekannte. Ob der Erzähler schließlich seine Erinnerungen wieder findet und alles gut ausgeht? 




Beurteilung 

Ehrlich gesagt bin ich ja immer ein bisschen skeptisch bei Büchern, die Preise gewonnen haben, aus Angst, dass es sich um zu hochtrabende Literatur handelt, mit der ich eigentlich nichts anfangen kann. Der Hinweis auf ein "technoides Märchen" hat mich aber neugierig gemacht, weshalb ich mich an "Kryonium" herangewagt habe.

Und ich war vom ersten Moment an positiv überrascht. Man kann diese Geschichte nicht schnell lesen, das habe ich gleich gemerkt - nicht, weil es so schwierig wäre, sondern weil einem dann zu viele schöne und wertvolle Details entgehen, die dieses Buch ausmachen.
Wir finden uns zusammen mit dem Erzähler in einer Märchenburg wieder, auf der allerlei seltsames zu finden ist. Er hat keine Ahnung, woher er kommt, wer er ist, wie er auf das Schloss kommt und warum er bewacht wird - er weiß nur, dass er und auch viele andere Schlossbewohner doch gerne von der Insel fliehen wollen, auf der das Schloss steht.

Doch unheimliche Monster, eine Hexe, verzauberte Waldbewohner und ein Drache hindern ihn und andere daran. Doch dann kommt er hinter ein Geheimnis und beginnt, alles aufs Genaueste zu erforschen - und vielleicht doch noch einen Weg zu finden, auf den noch niemand gekommen ist, denn er ist schon schlau und gewitzt und gibt niemals auf.
Ich finde diesen Erzähler enorm faszinierend, denn wir haben keine Ahnung, wer er ist, was sein Hintergrund ist, sondern wir können ihn nur anhand seiner Gedanken und Handlungen im Jetzt kennenlernen. Und auf dieser Basis mochte ich ihn eigentlich gern - ein schlauer Kopf, ein Erfindergeist, neugierig, teilweise verzweifelt, aber eigentlich doch trotzdem meist optimistisch, ein offener, aber dennoch auch etwas naiver Geist wohnt in ihm, er ist freundlich, solange man zu ihm freundlich ist. 

Und dann - ein unglaublicher Storytwist. Ich liebe es, wie der Autor im zweiten Teil der Handlung eine völlig neue Welt aufbaut und die Verbindung zwischen den beiden Parts der Handlung schafft. Diese Erklärungen! Diese Auflösungen! Fantastisch, so etwas habe ich noch nie gelesen. Dieser Teil hat mir wirklich am allerbesten gefallen. 
Und ich kann Euch sagen, dass das nicht der einzige Storytwist ist, der in dieser Geschichte überrascht. In der Überleitung zur Suche nach einer Lösung für den Erzähler gab es eine ziemlich beiläufige Erkenntnis, die eigentlich so gar nicht als Erkenntnis gekennzeichnet wurde, aber mich trotzdem aus den Socken gehauen hat. Ich weiß gar nicht warum ich beim Lesen bis zu diesem Punkt eine bestimmte Annahme automatisch hatte. Klinge ich mysteriös? Sorry, muss ich sein, da ich nicht spoilern will, kann ich leider nicht deutlicher werden.

Erstaunlicherweise lässt sich die Geschichte sehr leicht lesen - wie eingangs geschrieben, nicht unbedingt in der gewohnten Lesegeschwindigkeit, da der Inhalt doch teilweise sehr in die Tiefe geht und man den etwas verschwurbelten Gedankengängen des Erzählers ja auch noch folgen will, um nicht den Faden zu verlieren. 
Trotzdem kann man dem roten Faden gut folgen, es ist weder ausschweifend noch langatmig, sondern einfach nur unterhaltsam und teilweise auch richtig aufregend, witzig und spannend. 
Es macht so Spaß, dem Erzähler in die vielen Welten und Szenarien zu folgen, in die er sich auf der Suche nach sich selbst begeben muss.

Die Idee mit den Schneekugeln finde ich einfach genial, da sie die Möglichkeit bietet, sich auf kleinstem Raum in unglaublich viele verschiedene Settings zu begeben, da hat man als Autor quasi unendlichen Handlungsspielraum, die der Autor hier klug und vielseitig genutzt hat.

An vielen Stellen regt die Geschichte durchaus zum Nachdenken über "Sein oder nicht sein" an, über den Sinn der Existenz, darüber, was unser Leben eigentlich ausmacht und was wichtig ist. Doch im Vordergrund steht eine sehr bunte, unterhaltsame, aber auch zu Herz gehende und anrührige Geschichte, in der wir sehr viele zauberhafte, unglaubliche und erstaunliche Menschen und  Wesen kennenlernen.
Sehr kunstvoll führt der Autor Matthias A.K. Zimmermann nicht nur seinen Protagonisten, sondern durchaus auch den Leser immer wieder hinters Licht. 

Das Ende hätte ich so nicht erwartet - bei dieser Geschichte kann man aber auch einfach das Ende nicht voraussehen. Und das ist auch gut so. 
Diese Geschichte ist definitiv ein Einzelband und in sich abgeschlossen, das ist aber auch völlig okay.

Fazit: Eine wirklich wundervolle, humorvolle, ans Herz gehende, nachdenklich machende, kluge, magische und vielseitige Geschichte - technoides Märchen trifft es wirklich auf den Punkt. 
Mich hat der Autor mit seiner Idee total eingefangen und ich gebe Kryonium 5/5 Sterne.


offizieller Klappentext

Gefangen an einem unbekannten Ort, schmiedet der Erzähler heimlich Fluchtpläne. Die Tatsache, ohne Erinnerungen zu sein, erschwert das Vorhaben. Doch der Drang, endlich auszubrechen aus diesem furchteinflößenden, schneeverwobenen Schloss, lässt ihn jedes Risiko eingehen. Und so gerät der Erzähler immer tiefer hinein in einen wirren Strudel aus rätselhaften Begegnungen und magischer Paranoia, die er spielerisch zu entschlüsseln hofft, was ihn letztlich zum Ursprung seiner Erinnerungen führt.
Der All-Age-Roman ist ein technoides Märchen, das sich mit Virtualität auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was Erinnerungen sind und was sie bedeuten. Nichts ist so, wie es scheint in der Geschichte und die Frage, was Realität ist, muss immer wieder neu überdacht werden.
Mit einem Nachwort von Stephan Günzel.

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