Montag, 8. Februar 2021

Rezension: "2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt" von Noah Richter



Titel: 2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Autor: Noah Richter
Verlag und Info: Ullstein Buchverlage
Bewertung: 4/5 Sterne
TB, 464 Seiten
Preis: 10,99 €
Reihe: nein
Genre: Dystopie
VÖ: 2020
© Ullstein Buchverlage

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt  -  Noah Richter

Inhalt

Der Klimawandel geht schneller vonstatten als alle Progonosen vorausgesagt haben. Politik und Wirtschaft sind in höchster Alarmbereitschaft und stehen zwischen den immer lauter werdenen Stimmen, die Reißleine zu ziehen, und den Anforderungen der Wirtschaftsmächte, die ihre Einnahmequellen und ihre Macht nicht verlieren wollen. Flüchtlingsströme ziehen durch die ganze Welt und Europa, und auch viele Millionen Deutsche sind heimatlos geworden und kämpfen ums Überleben.

Mittendrin auf einmal die schwangere Leela, die im Auftrag von ihrem Lebenspartner, der in der Arktis Forschungen betreibt, eine wichtige Botschaft an einen Freund überbringen soll. 

Als Leela herausbekommt, welche Brisanz die Daten besitzen, bekommt sie Angst, aber es steigt auch Ihre Entschlossenheit, selbst ewas gegen die Bedrohnung zu unternehmen. Leider wird sie als Überbringerin nun auch selbst zur Zielscheibe mächtigerer Personen und Sie muss schon bald um Ihr Leben fürchten.

Beurteilung

Definitiv eine Dystopie für Erwachsene, da diese Geschichte doch einen etwas höheren Komplexitätsgrad hat und nicht ganz so "seicht" zu lesen ist. Aber der Autor hat hier das richtige Maß gehalten, denn obwohl es auch viel um Wirtschaft und Politik geht, ist es doch so gehalten, dass auch der absolute Laie oder Politikmuffel die Grundlagen der Handlung nachvollziehen und verfolgen kann.

2,5 Grad ist eine Mischung aus Klima-, Polit- und Wirtschaftsthriller. Das diese Themen unweigerlich zusammenhängen, dürfte jedem von uns klar sein. Und ich finde es auch immer gut, wenn eine solche Geschichte mal mitten in Deutschland spielt, wo sich alles noch näher und echter anfühlt.

Die Handlung spielt nur wenige Jahre in unserer Zukunft, und das Klima hat sich schneller verändert als prognostiziert. Auch Deutschland ist nun unmittelbar betroffen und kämpft gegen Wetterextreme und landesweite Überflutungen. Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht in noch bewohnbare Gebiete - nun auch aus den reichen Industrieländern wie Deutschland.

Die Zivilisation hängt an einem seidenen Faden, und dennoch beschreibt Noah Richter, was wohl wahr ist und mich immer wieder unfassbar wütend macht: Die Reichen und Mächtigen Politiker und Wirtschaftsbosse wollen den Knall einfach nicht hören und nur den eigenen Arsch retten, auch wenn der Rest der Welt um sie herum untergeht. Ich finde das immer wieder unfassbar. 

In diesem Buch passiert schon fast zu viel gleichzeitig. Man kann alles nachvollziehen, fragt sich aber doch, ob nicht der eine oder andere Seitenstrang der Handlung zwecks besserer Übersichtlichkeit hätte weggelassen werden können. Wahrscheinlich wollte der Autor damit einfach noch die vielen verschiedenen politischen Zugrichtungen verdeutlichen, und zu welchen menschenfeindlichen Maßnahmen manche greifen, nur um ihre eigene Position zu sichern.

Was mich einzig an dieser ansonsten wirklich sehr mitreißenden Geschichte gestört hat, war die Protagonistin Leela und einige ihrer MitstreiterInnen. Sie als Person mochte ich ganz gerne, ohne Frage sind die Protas gut geschrieben und jeder für sich irgendwo glaubwürdig und nachvollziehbar. Aber bei Leela fand ich ihre, wie soll ich sagen, geistige Entwicklung vom Beginn der Story bis zu Ihren Taten am Ende, irgendwie zu krass und ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Frau alleine, auch mit Ausblick auf die unschönen Alternativen, so etwas tatsächlich aufziehen kann. Vor allem noch in ihrem Zustand. Auch geht mir das alles irgendwie zu einfach - es fällt mir schwer zu glauben, dass Leela und ihr Team mit solchen Aktionen, wie sie aus jedem Fernsehkrimi stammen könnten, wirklich Erfolg hätten.

Damit geht für mich der Showdown irgendwie an der Realität vorbei, was mich ein wenig enttäuscht hat, denn das zugrundeliegende Szenario fand ich so beängstigend und beklemmend echt und wahrheitsnah, dass ich mich sofort wieder angestachelt fühlte mir Vorräte und Fluchtrucksäcke anzulegen. 

Extrem gut beschrieben ist übrigens auch, wie schnell die Menschlichkeit und Nächstenliebe gegenüber dem eigenen Überleben zurückstehen müssen. Wie unglaublich fremdenfeindlich und grausam und egoistisch doch Menschen werden, sobald sie ihre eigene Komfortzone bedroht sehen. Das Buch hat mir mal wieder vor Augen geführt, was für eine furchtbare Art wir Menschen im Allgemeinen sind.

Fazit: Ein toller Thriller, der absolut mitreißt und ein beängstigend realistisches Near-Future-Szenario aufbaut. Leider wird der Handlungsverlauf zunehmend unrealistisch und geht mir zu sehr in Richtung Hollywood. Trotzdem ist es eine packende und spannende Story mit einem guten Ende, das Möglichkeiten in alle Richtungen noch offen lässt. 

Von mir gibt es dafür 4/5 Sterne.  

Klappentext

Die Welt steht in Flammen. Wer kann sie retten? Es ist wärmer als je zuvor. In der Antarktis bricht ein Milliarden Tonnen schwerer Gletscher ab. Die deutsche Forschungsstation Neumayer III versinkt im Meer und mit ihr der Glaziologe Jakob Richter. Doch vor seinem Tod konnte er seiner Freundin Leela noch Dokumente schicken, die beweisen, wie große Konzerne die Klimakatastrophe befördern. Leela nimmt den Kampf gegen die Mächtigen auf, erleidet Niederlage um Niederlage, und weiß am Ende nur noch einen Ausweg … Jahrtausendhochwasser, wochenlang mörderische Hitze, Monsterstürme - eine junge Frau im Kampf gegen die Klimakatastrophe, gegen übermächtige Verschwörer und ums nackte Überleben.

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