Mittwoch, 18. August 2021

Rezension: "Die zehntausend Türen" von Alix E. Harrow



Titel: Die zehntausend Türen
Autorin: Alix E. Harrow
Verlag und Info: Festa Verlag
Bewertung: 5/5 Sterne
HC, 576 Seiten
Preis: 22,99 €
Reihe: nein
Genre: Fantasy
VÖ: 2020
© Festa Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Die zehntausend Türen - Alix E. Harrow

Inhalt

January lebt als Mündel des reichen Mr. Locke in seinem Haus. Sie hat alles, was man sich wünschen kann - außer Freunde. Ihr Vater ist in der Welt unterwegs, und die Menschen um sie herum begegnen ihr wegen ihrer Hautfarbe mit Verachtung, Misstrauen und Herablassung.

Das alte Buch, dass sie eines Tages findet, ändert für sie alles - es erzählt ihr eine herzzerreißende Geschichte, aber nicht nur das, sie entdeckt in den Erlebnissen des Erzählers Parallelen zu sich selbst und erhält die Bestätigung dafür, dass etwas aus ihrer Vergangenheit, das sie schon bereit war, als Fantasie abzutun, doch real sein könnte.

Und damit verändert sich ihr ganzes Leben extremer, als sie es sich je hätte träumen lassen. 

Beurteilung

Soeben habe ich das Buch zugeschlagen und bin erleichtert. Nein, nicht weil es zu Ende ist, sondern weil es ausgegangen ist, wie es ausgeht. Aber ich greife vor.

Zu Beginn ist es mir etwas schwergefallen, mich in den sehr bildhaften, pittoresken Schreibstil von Alix E. Harrow einzufinden. Doch wenn man sich einmal eingelesen hat, eröffnen sich dem Leser neue Welten, in denen man voll und ganz versinken kann. Es ist Seite für Seite Nahrung Geist, Seele, Herz und Fantasie. Die Autorin schafft es, dass man beim Lesen die Sonne spürt, die Gerüche wahrnimmt, die Szenerien wie Bilder vor den Augen hat.

Eigentlich beinhaltet das Buch gleich zwei Geschichten, nämlich die der jungen January, die sich in einer Welt alter weißer Männer zurechtfinden muss, ohne ihre eigenen Wurzeln zu kennen und ohne Verbündete zu haben. Und die Geschichte von Adelaide und Yul Ian, die January liest, nachdem sie ein seltsames, altes Tagebuch gefunden hat, das schnell ihr wertvollster Besitz wird, und in der sie sich auf wunderbare Weise wiederfindet, auch wenn sie erst spät entdeckt, in welcher Verbindung dieses Tagebuch wirklich zu ihr steht.

Die Handlung selbst ist leicht zu verstehen, aber als Leser muss man Geduld mitbringen. Die Erzählung baut sich langsam auf, man bewegt sich viel in Januarys Gedankenwelt, ihr Erleben der Welt und ihre Gedanken darüber, es dauert oft etwas, bis sich wieder etwas bewegt und der Leser weitere Bruchstücke zur Lösung der vielen zu Beginn offenen Fragen bekommt. Das ist aber alles andere als langweilig, sondern regt eher dazu an, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen, sich seine eigenen Gedanken zu machen - dieser Drang war bei mir beim Lesen oft so stark, dass ich aufpassen musste, nicht zu sehr aus der Story herauszudriften.

Ich wusste ja selbst nicht recht, was von diesem Buch zu erwarten ist, da der Klappentext nicht viel preisgibt. Eines steht fest, ich als Leser, der auch immer wieder direkt angesprochen wird, wurde in eine fantastische Welt entführt und habe den Glauben an die unsichtbaren Dinge, der einem als Erwachsender ja meist verlorengeht, in diesem Buch ein Stück weit wiedergefunden.

Dieses Buch ist einfach großartig, wenn man sich einmal darauf eingelassen hat. Es bietet die Geschichte von wunderbaren, starken Menschen, die an die Liebe und die Magie glauben, deren Schicksalsfäden zunächst vollkommen getrennt verlaufen, sich nur flüchtig berühren und sich dann immer wieder wie Magneten unaufhaltsam aufeinander zu bewegen - mit Missverständnissen und Irrwegen, unglaublichen Abenteuern, absurden, komischen und auch sehr gefährlichen Situationen, aber immer behalten sich die Protagonisten einen unerschütterlichen Glauben, trotz Verzweiflung und Rückschlänge, und immer wieder erhaschen sie und auch wir als Leser einen Blick auf unglaubliche, fantastische Welten.

Es ist ein Buch, das mich emotional sehr mitgenommen hat, nicht nur Januarys, sondern auch Adelaides Geschichte haben mich sehr berührt. Beide leben als Frauen in einer Welt, die ihre Andersartigkeit und ihren Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit nicht akzeptiert, in der sie Sonderlinge sind, doch beide haben ihr Wissen um die Magie der Türen. Doch sie kämpfen gegen einen sehr übermächtigen Gegner, von dem sie lange Zeit gar nicht wissen.

"Die zehntausend Türen" ist ein Kunstwerk, das ganz ohne Paukenschläge heimlich, still und leise Herz und Seele des Lesers einnimmt und auch nach dem Ende sicher so schnell nicht wieder loslassen wird. Sehr kunstvoll geschrieben, nicht ganz einfach zu verdauen, aber es lohnt sich tausendfach.

Ich werde wohl sehr, sehr lange keine Tür mehr so selbstverständlich öffnen, wie ich es vor der Lektüre getan habe. Vielen Dank für dieses Geschenk! Von mir gibt es 5/5 Sterne.

 

Klappentext

In einem weitläufigen Herrenhaus voller sonderbarer Schätze ist January selbst eine Kuriosität. Als Mündel des reichen Mr. Locke fühlt sie sich kaum anders als die Artefakte, die die Hallen schmücken: sorgfältig gepflegt, weitgehend ignoriert und völlig fehl am Platz.
Dann findet sie ein seltsames Buch. Ein Buch, das den Duft anderer Welten verströmt und von Geheimtüren, Liebe, Abenteuern und Gefahr erzählt. Jedes Umblättern enthüllt weitere unglaubliche Wahrheiten.
Und langsam wird January bewusst, dass sie selbst mehr und mehr mit der Geschichte verkettet wird.

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