Samstag, 8. Juni 2019

Rezension: "Auf einer Skala von 1 bis 10" von Ceylan Scott

Titel: Auf einer Skala von 1 bis 10
Autor: Ceylan Scott
Verlag und Info: Carlsen Verlag
HC, 256 Seiten
Preis: 15,00 €
Genre: Jugendbuch
Reihe: Nein
VÖ: 2019
Wertung: ****
© Carlsen Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir kostenfrei vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Auf einer Skala von 1 bis 10 - Ceylan Scott


Inhalt 

Tamar ist mit anderen Jugendlichen Insassin der psychiatrischen Anstalt Lime Grove, wo sie versucht, mit dem Tod ihrer Freundin Iris fertig zu werden, für den sie sich schuldig macht.

Doch ihre eigentlichen Probleme haben bereits vorher begonnen. Eigentlich weiß Tamar gar nicht, was sie dort soll, die anderen Jugendlichen sind alle irgendwelche Freaks, und wirklich helfen kann ihr dort auch niemand. 

Eine Gratwanderung zwischen Verzweiflung, Hoffnung und der Suche nach Normalität - aber gibt es die überhaupt?




Beurteilung 

Auf dieses Buch war ich meeegagespannt. Warum? Nun, ich bin selbst in meiner sehr engen Verwandtschaft schon in Berührung mit verschiedenen psychischen Problemen gekommen und kenne auch schon geschlossene Psychiatrien, zum Glück nur als Besucher, von innen. 

Daher hat mich der Inhalt dieses Buches besonders berührt und ich war gespannt auf die Umsetzung, auch wenn die hier vorherrschenden Erkrankungen nicht zu meinen eigenen Erfahrungen gehören.

Im Nachgang zur Lektüre muss ich sagen, dass ich es mir noch heftiger vorgestellt hätte, aber vermutlich ist kein niedergeschriebener Text wirklich in der Lage, 1:1 zu spiegeln, was in einem Kopf vorgehen kann. 

Ich fand es dennoch sehr gut umgesetzt, vor allem der Gegensatz zwischen "normalen" Phasen und, ich nenne es mal, psychotischen Schüben - eine ständige Achterbahn des Kopfes, gegen die man, obwohl man es im gleichen Moment vielleicht sogar besser weiß, einfach nichts unternehmen kann.

Es sind Zwänge, die einen wider besseren Wissens beherrschen, man steht sich selbst kopfschüttelnd gegenüber und lässt doch zu, was mit einem geschieht. Dieser ständige Wechsel zwischen völlig normalem und wachem Verhalten und irrationalen Entscheidungen und Taten, die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Insassen mit ihren verschiedenen Erkrankungen ist sehr eindrücklich dargestellt.

Wunderbar eingefangen hat der Autor meiner Meinung nach die typische Atmosphäre in einer solchen Einrichtung, die unterschiedlichsten Arten von Pflegern und Ärzten und ihrem Verhalten gegenüber den Patienten, aber auch die Einflüsse der verschiedenen sozialen Umfelder der Patienten auf ihren Zustand und ihren Heilungsprozess.

Sehr interessant gestaltet finde ich, dass zum Ende relativ offen bleibt, in wie weit tatsächlich die Ärzte oder die "Therapie" den jungen Patienten weiter helfen, und wie viel der Gesundung - oder, leider, auch des totalen Scheiterns - letztendlich bei den Patienten selbst zu suchen ist.

Der Erzählstil im Buch hat mir gut gefallen, er scheint ein wenig sprunghaft, wirr und durcheinander zu sein, aber ich glaube, dass genau das hilft, die Vorgänge in den Köpfen von Tamar und ihren "Mitbewohnern" gut einzufangen. Es sind stellenweise Momentaufnahmen aus dem Alltag, Ausschnitte, dann wieder längere Etappen, also genau so, wie ein solcher Lebensabschnitt wohl letztendlich auch als Erinnerung in einem Kopf hängen bleibt. 

Mein Fazit: Ein sehr interessanter Roman, der im Kopf bleibt, vielleicht auch Menschen, die selbst noch nie mit solchen Phänomenen in Berührung gekommen sind, einen Einblick verschafft, es mag aber auch Menschen, die selbst mit Problemen kämpfen, helfen zu erkennen, dass sie nicht alleine sind, dass es Mitleidende und Hilfe gibt, wenn man sich traut, sie anzunehmen, und das man sich auch selbst helfen kann. 

Für mich wie gesagt nicht so intensiv, wie ich es mir gewünscht hätte, aber trotzdem sehr gut, und von mir gibt es daher 4/5 Sternen.


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