Freitag, 9. Juli 2021

Rezension: "Das Jahr der Hexen" von Alexis Henderson



Titel: Das Jahr der Hexen
Autorin: Alexis Henderson
Verlag und Info: Festa Verlag
Bewertung: 4/5 Sterne
HC, 528 Seiten
Preis: 19,99 €
Reihe: Nein
Genre: Fantasy/Thriller
VÖ: 05/2021
© Festa Verlag

Das Jahr der Hexen - Alexis Henderson

Inhalt 

Immanuelle ist eine junge Frau, die schon längst verheiratet sein müsste. Doch ein Makel klebt an ihr - ihre Mutter starb bei Ihrer Geburt, nachdem sie einen Großteil ihrer Schwangerschaft in den dunklen, verfluchten Wäldern verbrachte - und diesen Fluch vielleicht an ihre Tochter weitergegeben hat.

Als Immanuelle bei einem verbotenem Besuch in genau diesen Wäldern von den Hexen das Tagebuch ihrer Mutter überreicht bekommt, ist sie von den geheimnisvollen Zeichnungen und Notizen ihrer Mutter fasziniert - und macht sich auf die Suche nach ihren Spuren.

Doch das Ende der Aufzeichnungen deutet auf schlimme Ereignisse hin - und als das erste davon dann tatsächlich eintrifft, wird Immanuelle klar: Nur sie kann Bethel und seine Einwohner davor retten, Opfer des Fluchs zu werden - auch wenn sie selbst dafür sterben muss.

Beurteilung 

Mit "Das Jahr der Hexen" wurde vom Festa Verlag wieder zielsicher ein Roman veröffentlicht, der sich von der Masse abhebt und lange im Gedächtnis nachwirkt.

Mit der Protagonistin Immanuelle verbindet mich eine Liebe auf den zweiten Blick. Sie hat sich als sehr starker Charakter entpuppt - gefangen zwischen Tradition und Glaube, zwischen Ihrer Liebe zu Ihrer Familie und der Treue zu Ihren Freunden, mit einem starken Gerechtigkeitssinn und auf der Suche nach der Wahrheit zwischen all dem. Es war wirklich wundervoll zu erleben, wie sie sich im Lauf der Ereignisse immer weiter aus den Ihr Leben beherrschenden Zwängen erhebt und zunehmend das tut, was sie für richtig hält, und für sich und Ihre Nächsten einsteht und den ignoranten Menschen die Stirn bietet.

Auch atmosphärisch schöpft die Autorin aus den Vollen: Die Szenerie der kleinen Stadt, halb umfangen von einem geheimnisvollen und fluchumwobenen Wald, dessen Dunkelheit man förmlich spüren kann. Ich habe mich total angezogen gefühlt und hatte Gefühle zwischen Angst, Faszination, Grusel und Bewunderung. Die Bilder, die Alexis Henderson bei Ihrer Beschreibung der Wesen, die dort leben, hervorruft, sind so malerisch wie grausam, aber auch von einer ganz eigenen, fremden Schönheit.

Ich muss zugeben, dass ich mich anfangs etwas schwergetan habe, in die Geschichte zu kommen. Es ist schon alles sehr fremd zu Beginn, ich musste mich erst in diese Glaubenswelt, in die Gegebenheiten und Tradition, in die Art der Menschen von Bethel zu Leben und zu Denken, einfinden. 

Abgesehen von der fantastischen Geschichte über Hexen, die so anders und dunkler, erwachsener und irgendwie echter scheint als beliebige Hexen-Fantasy, mochte ich hier auch sehr, wie die Doppelmoral einer kirchlichen Instanz an den Pranger gestellt wurde. Das möchte ich gar nicht weiter ausführen, da mir so etwas fremd ist und ich selbst auch mit dieser Institution im echten Leben nichts zu tun habe - wie in der Realität bietet die Kirche sicher viel Gutes, aber mit Macht kommt eben auch deren Missbrauch einher, und das geschieht hier in einem extremen Ausmaß.

Die Gegensätze zwischen dem "guten" Glauben und demm "bösen" Glauben an die dunklen Mächte werden in "Das Jahr der Hexen" deutlich dargestellt. Ich fand zum einen total faszinierend, wie die "Hexen" (irgendwie passt das Wort für mich in dieser Geschichte gar nicht richtig) dargestellt wurden - als wenige, uralte Wesen mit enormen Kräften, deren Ziele und ob sie jetzt eigentlich gut oder böse sind, gar nicht so richtig klar werden. 

Die Hexe im eigentlichen Sinn, wie wir sie uns vorstellen, mit Zaubern, Kräutern, magischen Zaubersprüchen, die wird der Leser in diesem Buch nicht finden. Ich kann sie aber auch nicht wirklich beschreiben - man muss es einfach lesen, um einen Eindruck zu gewinnen.

Das Jahr der Hexen ist auch kein actiongeladener Hauraus, in dem ein Paukenschlag den nächsten jagt - die Handlung verläuft sehr langsam und ruhig, steigert sich ganz subtil und lebt in großen Teilen wirklich von der Stimmung und Atmosphäre, von der Entwicklung der starken Prota und von den mächtigen Bildern, die die Autorin im Kopf entstehen lässt.

Man muss sich da wirklich voll und ganz drauf einlassen, bewusst lesen und auch zwischendurch mal darüber nachdenken, dann wird man auch vom Zauber dieser Geschichte eingefangen und kann sie genießen. 

Mein Fazit: Es ist eine sehr besondere, bildstarke Geschichte mit viel Tiefe, einem bemerkenswerten Plot der sich von allem anderen abhebt, und die viel Stoff zum Nachdenken mitgibt. Ich hätte mir allerdings trotz allem etwas mehr "Zug" im Handlungsablauf gewünscht und habe etwas gebraucht, um reinzukommen - insgesamt absolut lesenwert, 4/5 Sterne.  


Klappentext

In Bethel ist das Wort des Propheten Gesetz. Allein Immanuelles bloße Existenz durch die Liebe ihrer Mutter zu einem Fremden ist Gotteslästerung.
So wie alle anderen Frauen in der Siedlung führt Immanuelle ein Leben der Unterwerfung und absoluten Hingabe.
Doch dann betritt sie die verbotenen Dunklen Wälder, die Bethel umgeben. Sie werden von den Geistern von vier Hexen heimgesucht. Diese machen Immanuelle ein außergewöhnliches Geschenk: Das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter ...
Fasziniert von den geheimnisvollen Aufzeichnungen, fällt es Immanuelle schwer zu verstehen, weshalb sich ihre Mutter mit den mächtigen Hexen verbündete. Bis sie die grausame Wahrheit über den Heiligen Krieg des ersten Propheten erfährt, bei dem unzählige Frauen und Mädchen missbraucht, gefoltert und verbrannt wurden.

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