Samstag, 26. Februar 2022

Rezension: "Pantopia" von Theresa Hannig



Titel: Pantopia
Autorin: Theresa Hannig
Verlag und Info: Fischer Tor
Bewertung: 5/5 Sterne
TB, 460 Seiten
Preis: 16,99 €
Reihe: nein
Genre: Utopie
VÖ: 2022
© Fischer Tor Verlag

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Pantopia - Theresa Hannig

Worum geht's?

Patricia und Henry nehmen an einem Entwicklerwettbewerb für die Firma Digit teil, bei dem es darum geht, die beste Tradingsoftware zu entwickeln. Ohne es zu planen, entsteht dabei die KI, die sich selbst "Einbug" nennt - und stellt Patricia und Henry damit vor eine Zerreissprobe. 

Sie ahnen, welche Konsequenzen die erste echte KI für sie und die Welt haben könnte - und beschließen, sie erstmal für sich zu behalten. Doch als Einbug ihnen nach und nach seine Pläne zur Verbesserung der ganzen Welt und der ganzen Menschheit offenbart, überkommen sie ernste Zweifel. Ist Einbug größenwahnsinnig, oder kann sein Plan tatsächlich aufgehen?

Beurteilung

Es tat richtig gut, zur Abwechslung mal wieder etwas zu lesen, das nicht in einer postapokalyptischen Welt spielt, sondern eine Geschichte, die tatsächlich erzählt, wie man unsere heutige Welt zum Besseren für alle wenden könnte.

Der Einstieg fiel mir etwas schwer, aber schon nach wenigen Seiten hatte mich Theresa Hannig mit ihrer Geschichte gepackt und mir beim Lesen so viele Denkanstöße mitgegeben, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie ich durch die Seiten geflogen bin.

Tatsächlich spielen Patricia und Henry, eigentlich die Hauptfiguren, die die KI "Einbug" erfinden, zwar eine zentrale Rolle, aber sie tragen die Geschichte nicht allein. Daher ist es zweitrangig, ob und wie sympathisch sie sind. Der eigentliche Star ist Einbug - und als Leser erleben wir sein "Erwachen" oder "Bewusstwerden" und seine Entwicklung hautnah mit.

Da hat sich mir schon die erste Frage gestellt: Wie entsteht so eine sich selbst bewusste KI? Kann es wirklich einer einfachen Programmierung entspringen? Wahrscheinlich eine der faszinierendsten Fragen unserer heutigen Zeit - wenn man Pantopia liest, erscheinen einem Siri, Alexa & Co. nur noch wie billige Bots. 

Die Idee von Pantopia ist im Grunde genommen so genial wie simpel. Theresa Hannig bringt hier viele Dinge, die die meisten vernunftbegabten Menschen für sich eigentlich ganz genau wissen, sehr unbequem und ehrlich auf den Punkt. Wir wissen eigentlich genau, was zu tun ist, um ein Pantopia in der Realität entstehen zu lassen. Einzig und allein die Macht- und Profitgier einiger würde dies nie gelingen lassen.

Für mich hatte die Idee von Pantopia allerdings auch einige Logikfehler, bei denen ich als Laie denke, dass es so wie beschrieben in letzter Konsequenz nicht dauerhaft funktionieren würde, so schön wie es klingt: Denn würde es, sofern wirklich alle Menschen auf der Erde schließlich an Pantopia "teilnehmen", wirklich noch genug geben, die freiwillig schwere und unbequeme Arbeit für andere verrichten würden, wenn sie auch ohne genug Geld zum Leben hätten?

Ich fand es ziemlich genial, wie detailliert und einfach die Autorin ein unglaublich komplexes Konstrukt wie die komplette Weltpolitik und -wirtschaft in wenigen Kapiteln auseinandernimmt und gut nachvollziehbar erläutert, wie die KI Einbug das komplette System einmal auseinandernimmt und parallel wieder aufbaut. Ich bin natürlich zu sehr Laie, um beurteilen zu können, wie und ob das wirklich funktionieren könnte - aber faszinierend ist es schon.

Natürlich muss das ganze unterhaltsam verpackt werden, und Pantopia ist weder eine zu IT-lastige Abhandlung noch eine Gesellschaftsanalyse, sondern immer noch ein Unterhaltungsroman. Deswegen spielen natürlich auch die Personen von Patricia, Henry und ihrer Umgebung eine Rolle, es gibt Emotionen, es gibt Misstrauen und Verfolgung, also eine "menschliche" Geschichte neben der Entwicklung von Einbug, aber tatsächlich kommt Pantopia auch ohne die klassische Romanze und ohne klassische Bösewichte aus und die Autorin schaffte es für mich, ihre Charaktere sehr nachvollziehbar und authentisch zu gestalten, denn das ungleiche Entwicklerpaar sind zwei ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen, keiner wird auf einmal zum Überheld oder zum totalen Verräter, sie werden von ganz normalen Zweifeln und Missgeschicken und Fehlern geplagt und es geht auch mal was schief.

In der Geschichte gibt es viele Momente, in denen total unklar ist, ob der Plan von Einbug wirklich so aufgeht, total spannend fand ich im Übrigen auch, wie Einbug zu seinen Analysen kommt und welche Grundlagen er dafür herzieht. Ich glaube nicht, dass so etwas tatsächlich schon einmal versucht wurde.

In der zweiten Hälfte des Buchs gibt es allerdings einige Passagen, die recht anstrengend zu lesen sind, man muss sich schon konzentrieren, um Einbugs immer länger werdenden Monologen zu folgen und seine Schlussfolgerungen nachzuvollziehen.

Aber die Mischung machts - Pantopia ist ein unglaublich faszinierendes, ich würde sogar schon fast sagen bahnbrechendes, Konstrukt mit so vielen "gefährlichen" Denkanstößen, gepaart mit einer spannenden Geschichte von zwei Menschen, die nichts geringeres tun als die Welt für immer zu verändern, und dabei auf massig Begeisterung, aber auch massive Gegenwehr stoßen. Es wird wohl ein Traum bleiben, ein geeinter Planet - aber träumen darf man ja.

Ich fand das Buch absolut klasse - 5/5 Sterne von mir!  

 

Klappentext

Eine bessere Welt ist möglich! Theresa Hannig, die Autorin von „Die Optimierer“, hat eine Utopie für unsere Zeit geschrieben.

Eigentlich wollten Patricia Jung und Henry Shevek  nur eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch durch einen Fehler im Code entsteht die erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten – Einbug.

Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Das Ziel: Die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte. Wer hätte gedacht, dass sie damit Erfolg haben würden?

„Komm nach Pantopia. Hier sind alle willkommen!“

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