Samstag, 25. September 2021

Rezension: "Quicksand House" von Carlton Mellick III



Titel: Quicksand House
Autor: Carlton Mellick III
Verlag und Info: Festa Verlag
Bewertung: 5/5 Sterne
HC, 360 Seiten
Preis: 19,99 €
Reihe: nein
Genre: Bizarro Fiction
VÖ: 2021
© Festa Verlag

Quicksand House - Carlton Mellick III

Inhalt:

Die Kinder sehnen sich nach der liebevollen Umarmung ihrer Mutter. Aber dieser Tag scheint nie zu kommen.

Tick ​​und Polly haben ihre Eltern noch nie gesehen. Sie leben mit ihnen in demselben zerfallenen Gebäude, aber aus irgendeinem Grund haben ihre Eltern sie niemals besucht.
Als die Maschinen, die sie mit Nahrung und Wasser versorgen, nicht mehr funktionieren, müssen die Geschwister ihr Zimmer zum ersten Mal verlassen.
Der Rest des Hauses ist viel größer, als sie sich das vorgestellt haben. Die labyrinthartigen Gänge sind dunkel und voller Schatten, in denen seltsame Kreaturen lauern.
Je tiefer Tick und Polly in das Haus vordringen, umso mehr verwirrende Geheimnisse offenbaren sich …

Beurteilung 

Ich liebe es, wie Carlton Mellick III schreibt. Seine faszinierenden und zeitgleich wirklich kranken Ideen kommen durch seine Art zu erzählen so selbstverständlich rüber, als wäre es total normal und als müsste jeder total nachvollziehen können, was da gerade passiert und wie er auf diese Idee kommt.

Es scheint, als würde er eine eigentlich harmlose Kindheitsfantasie (habt ihr Euch als Kind nicht auch mal vorgestellt, in einem rieeeeesigen Haus zu sein, das endlos viele Zimmer hat?) mit markabrem Splatterhorror mischen, der irgendwie auch noch was von Robofiction hat. Mit anderen Worten: Kein Respekt vor Genregrenzen, hier wird einfach schonungslos alles miteinander vermischt und das finde ich großartig. 

Natürlich würde ich das Buch keinesfalls einem Kind zum Lesen geben. Trotzdem hat es extrem stark etwas von einer kindlichen Fantasie vermischt mit einer kindlichen Urangst: Die Faszination der Entdeckung des Unbekannten, die Zuwiderhandlung gegen Erlaubtes, ein Abenteuer erleben ohne Aufpasser - und die furchtbare Angst, von den Eltern im Stich gelassen zu werden, in diesem Fall - sie niemals kennenzulernen und nicht zu wissen, was aus einem selbst dann werden soll, während die vertraute Kindheitskulisse sich langsam selbst zerstört und eine Rückkehr ins zu Hause unmöglich ist.

Man kann sich nur auf eins verlassen: Abartige Szenerien sind immer dabei. In diesem Fall fand ich besonders die schleimige, wurmartige Version der bluttrinkenden Babys ziemlich widerlich. Und trotzdem schafft es der Autor, das man sie irgendwie niedlich findet.

Ich habe auch dieses Buch wieder genossen und mich beim Lesen gefühlt, als würde ich im Kino sitzen. Egal, ob es um die Vorstellung der Horte, der seltsamen Nannys, der futuristischen Maschinen oder der seltsam anmutenden Zimmer ging - alles ist wunderbar bildhaft beschrieben und es tut sich eine Szenerie vor dem inneren Auge auf, die jeder Fantastik-Verfilmung würdig wäre, nur fürchte ich, dass diese tollen Bilder kein Regisseur so hinbekommen könnte, man wäre wohl nur enttäuscht.

Gerade zum Ende hin, wenn Carton Mellick beginnt das Rätsel um die fernbleibenden Eltern allmählich aufzulösen, wenn dann nochmal ganz neue Elemente und Ideen dazukommen, entsteht ein großartiges und gleichzeitig herzzerreißendes Finale.

Aber Carlton Mellick III wäre ja nicht er, wenn es nicht auch ein paar blutrünstige Szenen gäbe. Also keine Sorge, es gibt auch immer mal wieder echt eklige Situationen, und es fließt auch Blut. Ich muss sagen, verglichen mit dem exlodierenden Gesicht in der Eisdiele finde ich Quicksand House trotzdem ein ganzes Stück weniger makaber und shocking als vielmehr fantastisch, ein bisschen was hat es auch von Sweet Tooth mit Pollys Hörnern, also da ist das Cover Programm. Allerdings rennt der ja nicht rum während ihm die Knochen aus dem Leib faulen. Naja, lasst Euch überraschen :-) 

Ich hatte auf jeden Fall 360 Seiten lang wirklich hervorragende Unterhaltung und kann diesem Buch nur 5/5 Sterne geben.

Ein kleines Extrahighlight war für mich übrigens der Comic auf den letzten Seiten, für den sich der Autor statt einem Nachwort entschieden hat - ich habe wirklich herzlich gelacht, auch davon gerne mehr!! 

 




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