Sonntag, 29. September 2019

Rezension: "Wintersong" von S.Jae - Jones

 
Titel: Wintersong
Autorin: S. Jae-Jones
Verlag und Info: Piper Verlag
Wertung: 5/5 Sterne 
TB, 460 Seiten
Preis: 15,00 €
Genre: Fantasy  
Reihe: Band 1
VÖ: 2017
© Piper Verlag

Wintersong - S. Jae-Jones 


Inhalt 

Die junge Elisabeth hat als Kind immer im Koboldhain mit dem geheimnisvollen Jungen gespielt. Während sie erwachsen wird, vergisst sie ihn und vergisst, an das Volk der Kobolde zu glauben. Nur ihre Großmutter Constanze hält an dem alten Aberglauben fest. 

Elisabeth kämpft zunehmend mit den Vorurteilen, die auf ihr Lasten: Mit Schönheit ist sie nicht gesegnet wie ihre Schwester - und ihr Talent für die Musik will keiner wahrnehmen, weil sie nur ein Mädchen ist. Ihr Bruder Josef ist derjenige, der den Weg eines berühmten Musikers beschreiten soll.

Eines Tages gerät ihre Schwester Käthe in die Fänge des Koboldkönigs - und Elisabeth bietet dem Erlkönig das einzige an, dass sie hat, um ihrer Schwester die Freiheit zu erkaufen: Sich selbst. 

Doch kann sie in der Unterwelt des Erlkönigs wirklich glücklich werden? Oder ist alles nur ein grausames Spiel, dass sie nur verlieren kann?



Beurteilung 

Ich gebe es zu - musikalisch bin ich ziemlich talentfrei. Ich spiele weder ein Instrument noch kann ich toll singen. Daher konnte ich mich zumindest in dieser Hinsicht nicht so wirklich in die Protagonistin Elisabeth einfühlen. Alles andere aber - ihre Liebe zu ihrer Familie, trotz aller Schwächen, aber auch die Tatsache, dass Liesl auch mit negativen Gefühlsregungen und Gedanken zu kämpfen hat und nicht immer ganz die Überheldin ist - macht sie sehr sympathisch und macht es leicht, mit ihr mitzufiebern und für einen guten Ausgang mitzuhoffen.

Der Schreibstil der Autorin in  "Wintersong" sehr stark in seinen Bann gezogen. Die Geschichte des Erlkönigs ist eine faszinierende Sage, die sich schon seit hunderten von Jahren unter uns Menschen hartnäckig hält. Die Autorin belebt diese alte Geschichte und gibt ihr eine Entstehungsgeschichte, einen Hintergrund, mischt dabei schöne und faszinierende mit grausigen und erschreckenden Elementen, die mich gefühlsmäßig zwischen Angst und Neugier hin und her schwanken ließen.

Es hat mir sehr gut gefallen, wie zunächst als Einstieg das Leben der Menschen in der Zeit, in der die Realität dieses Buches spielt, dargestellt wurde. Man kann sich das richtig gut vorstellen, wie einfach das Leben der Menschen war, wie stark von harter Arbeit geprägt - aber auch, wie ungerecht damals noch das allgemeine Verständnis des Wertes einer Frau war und was als wichtig erachtet wurde. 

Eigentlich ist dieses Buch ein Lehrstück für alle Frauen, an sich selbst zu glauben, nicht nur an den äußeren Schein, sondern an die inneren Werte (Achtung, Klischee.... ). Aber es ist so. Warum sollte ein Talent bei einer Frau weniger wert sein als bei einem Mann? Ich finde es unfassbar, wie ausgeprägt dieses Weltbild lange auf unserer Welt war. 

S. Jae-Jones entführt uns als Leser in eine unglaublich mystische Welt, die auf einer Seite sehr grausam scheint, auf der anderen Seite aber auch unerwartete Faszination bereithält. Eine Welt, in der die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmt. Am Ende weiß man nicht, was wirklich wahr war, was sich Liesl eingebildet hat, was echt ist und was Wahn. 
Fasziniert hat mich neben der starken Liesl auch die Gestalt des Erlkönigs selbst - vor allem die wenigen Momente, in denen man hinter seine Koboldkulisse blicken darf und auf den ehemaligen Mann dahinter einen Blick erhascht. 

Der Erzählstil übt einen sehr starken Sog auf den Leser aus, zieht den Leser in diese Zwischenwelt, so das man einfach nicht mehr loskommt. 
Obwohl ich, wie gesagt, mit Musik nicht viel zu tun habe und daher nicht beurteilen kann, ob es sich für wirklich kreative und talentierte Menschen in diesem Bereich wirklich so anfühlen kann, Musik zu schreiben, fand ich die Darstellungen der Autorin glaubwürdig und authentisch.

Vor allem fasziniert hat mich eben der Gegensatz zwischen der Scheinwelt und der echten Koboldwelt, die immer wieder durchblitzt, und die eigentlich wirklich grausam ist - bluttrinkende Wechselbälger, in der Erde lebende, gefühllose Kobolde mit schwarzen Augen, die seelenraubenden Loreley im Wasser, die seelenzehrenden Gefühlstaumel, während dem die gefangenen Menschen in der Unterwelt nicht mehr essen und dadurch ohne es selbst zu merken, dahinschwinden. 

Fazit: Insgesamt ist diese neu erzählte Geschichte des Erlkönigs eine faszinierende Geschichte einer starken Frau und ihrer Familie, ihrem Weg zu sich selbst und der Lehre, was ein Mensch aus Liebe alles schaffen kann. 
Sie bietet einige überraschende Wendungen und eine Ahnung davon, das die Geschichte des Erlkönigs und seiner Welt noch nicht zu Ende erzählt ist. Es bleiben einige Erzählstränge noch offen und ich bin jetzt wirklich gespannt, wie es in Shadowsong mit Liesl und ihrer Familie weitergeht. 
Wintersong hat mich vollkommen gebannt und ich liebe es. Daher gebe ich 5/5 Sterne. 



Hier noch der offizielle Klappentext:

An jenem Tag, an dem das alte Jahr stirbt und die Grenze zwischen den Reichen der Kobolde und der Menschen verwischt, wandelt der Erlkönig durch die Welt der Sterblichen, auf der Suche nach einer Braut. Diese muss ihm in sein Reich unter der Erde folgen, den König ehelichen und sterben – denn nur durch ihren Tod wird die Wiedergeburt des neuen Jahres gewährleistet.
Seit ihrer Kindheit kennt die 18-jährige Liesl die Sage um den unheimlichen, faszinierenden Erlkönig. Als ein mysteriöser Fremder auftaucht und Liesls Schwester entführt, weiß Liesl: Nur sie kann ihre Schwester noch aus den Fängen des Erlkönigs befreien, indem sie ihm in sein Reich folgt und ihn anstelle ihrer Schwester selbst heiratet. Doch wer ist dieser geheimnisvolle Mann? Während Liesl noch versucht, ihre Gefühle zu verstehen, arbeiten die alten Gesetze der Unterwelt bereits gegen sie ...


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