Sonntag, 3. Oktober 2021

Rezension: "365 Deeprock" von Andreas Gloge



 Titel: 365 Deeprock
Autor: Andreas Gloge
Info: www.andreasgloge.com
Bewertung: 4/5 Sterne
TB, 365 Seiten
Preis: 12,99 €
Reihe: nein
Genre: Fantasy
VÖ: 2021
© Andreas Gloge 

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Autor als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

365 Deeprock - Andreas Gloge 

Inhalt 

Ergründe das kaleidoskopische Mosaik einer fantastischen Stadt, deren Grenzen sich im ewigen Nebel verlieren und deren eigene Geschichte nie ganz erzählt werden kann, da sie niemals endet. 

​365 Einträge zu je 365 Zeichen

Jeder Eintrag erzählt eine kleine Geschichte und wirft einen fragmentarischen Blick auf Bewohnerinnen und Bewohner und die vielen eigentümlichen Besonderheiten dieser einzigartigen Stadt.

Wagst du es, Deeprock zu betreten…?

 

Beurteilung  

365 Deeprock wäre mir vermutlich nicht aufgefallen. Die Inhaltsbeschreibung hat mich aber neugierig gemacht - eine völlig neue Art, ein Buch zu schreiben, eine Geschichte zu erzählen. Wie sich das beim Lesen wohl anfühlt? Ich wollte es herausfinden und habe mich der Herausforderung gestellt.

Bevor ich zur Geschichte selbst komme: Auf das Vorwort sollte man hier nicht verzichten, denn Andreas Gloge erklärt hier, wie er dazu kam, eine Geschichte in einer solch ungewöhnlichen Form niederzuschreiben.

In 365 Deeprock begegnet einem eine Vielzahl an wunderlichen Namen und Bezeichnungen, daher fand ich es auch sehr gut, dass sich am Ende ein ausführliches Glossar befindet, in dem man bei Bedarf noch einmal nachschlagen kann, wenn einem die Erklärung aus einem der vorangegangenen 365 Kurzkapitel entgangen ist.

Für mich ist diese Rezension übrigens auch eine neue Erfahrung - ich habe schon einige hundert Buchrezensionen erfasst, aber noch niemals zu einer Geschichte in einer solch außergewöhnlichen Form. Hier kann ich keine Handlung beurteilen, keine Entwicklung oder Charaktertiefe von Protagonisten, denn beides gibt es im eigentlichen Sinn nicht. 

Der Autor beschreibt es treffend als Kaleidoskop von Eindrücken, besser könnte ich es auch nicht formulieren. Was ist nun mein Eindruck nach der gesamten Lektüre?

365 Deeprock in drei Worten: Düster, bildgewaltig, fantastisch. Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit das überwältigende Bedürfnis - das ich nicht umgesetzt habe, weil vollkommen unbegabt - diese vielen fantastischen Eindrücke in einem riesigen Wimmelbild festzuhalten. Ja, Andreas Gloge malt mit seinen Ministorys eigentlich ein riesiges, tolles Fantasybild von einer geheimnisvollen Stadt. Die einzelnen Kapitel lesen sich gut, kurzweilig und unterhaltsam (sind ja auch kurz^^), aber man sollte nicht zu viele auf einmal lesen, weil sonst die Eindrücke verschwimmen und man der Fantasie Gelegenheit lassen muss, die entstandenen Bilder lebendig werden zu lassen, auszuschmücken und zu verbinden.

Großartig fand ich den Einfallsreichtum, mit dem er Deeprock bevölkert hat. Die verschiedenen Sonderlinge, die Erfindungen, die Menschen und anderen Wesen, die seltsamen Gebäude, Straßen und Viertel, die Gesellschaft in Deeprock. Man will nach jedem der einseitigen Kapitel das Buch zur Seite legen, die Augen schließen und das, was man soeben in 365 Zeichen vorgesetzt bekommen hat, in Ruhe als Bild vor Augen entstehen lassen.

Das gelingt dem Erzähler auch wirklich einfach großartig. Mir haben die ganzen Gestalten und was sie darstellen und was ihnen angedichtet wurde, unglaublich gut gefallen. Und dennoch: Es bleiben Blitzlichter, Bruchstücke, und auch wenn sich nach und nach Zusammenhänge herauskristallisieren und die Kapitel trotz ihrer Unabhängigkeit von einer Handlung eine Logik, eine Abfolge bekommen, fehlte mir einfach Inhalt.

Eine Handlung, eine Weiterentwicklung, eine Spannungskurze, ein Finale - das ist irgendwie nicht da. Es sind wirklich ganz tolle Eindrücke, aber man kommt an einen Punkt wo es einfach zu viel wird, an dem man sich wünscht, dass nun doch einmal eine Geschichte entsteht und irgendetwas weitergeht, sich entwickelt.

Okay, es fehlt nicht ganz, es werden schon ein paar Personen herausgestellt und ein paar Schlüsselartefakte und Schlüsselpersonen bilden sich heraus. Aber die Story fehlt halt.

Wie beurteilt man das nun? Für das, was der Autor beabsichtigt hat, ist es, finde ich, großartig geworden - ich fand das Leseerlebnis neu und anders und würde mir das Buch als riesiges Wimmelbild wünschen. Klingt komisch, ist aber so. Trotzdem wird es für mich persönlich wahrscheinlich die einzige Erfahrung dieser Art werden, ein zweites Buch im gleichen Stil bräuchte ich jetzt nicht zwingend. Würde aber Andreas Gloge sich entschließen, aus 365 Deeprock einen düsteren Fantasyroman zu machen, würde ich sicherlich zugreifen, denn ein Wiedersehen und ein Vertiefen der Eindrücke aus diesem Werk würde mir gut gefallen! 

Meine Bewertung: 4/5 Sterne - für die einzigartige Idee, die tollen Eindrücke und den Ideenreichtum, der fehlende Stern weil es nach einigen Dutzend Kapiteln doch immer mehr schade wird, dass eine Story- und Charakterentwicklung und Zusammenhänge oft zu kurz kommen.

 



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