Montag, 3. Februar 2020

Rezension: "Das neute Haus" von Leigh Bardugo

Titel: Das neunte Haus 
Autorin: Leigh Bardugo
Verlag und Info: Droemer Knaur Verlag
Wertung: 5/5 Sterne
TB, 528 Seiten
Preis: 18,00 €
Genre: Urban Fantasy
Reihe: Ja, Band 1 
VÖ: 2020
© Droemer Knaur 

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Das neunte Haus - Leigh Bardugo


Inhalt 

Eine altehrwürdige Universität, an der die Kinder der Reichen zu wichtigen Persönlichkeiten der Gesellschaft ausgebildet werden.
Doch hinter den Türen der alten Verbindungshäuser lauert Unaussprechliches: Mit geheimnisvollen Ritualen können die Verbindungsmitglieder unterschiedliche Arten von Magie wirken: Manipulationen, Dimensionsportale, Illusionen, Vorhersehung - nichts scheint unmöglich zu sein.

Für Alex, die schon ihr ganzes Leben lang Geister sehen kann, ist das zwar nichts Unmögliches, aber die Brutalität und Dunkelheit, die ihr hier in jede Faser dringt, erreicht ein neues Level.

Und dennoch: Yale bietet ihr die Chance auf ein neues Leben, und so versucht sie neben ihrem unheimlichen Job als Aufpasser des Hauses Lethe auch noch den Unistoff zu bewältigen. Als jedoch ihr Mentor Darlington spurlos verschwindet, gerät ihre mühsam aufgebaute Fassade ins Wanken und sie verliert jeden Halt. 

Als auf dem Unigelände ein junges Mädchen ermordert wird, ahnt Alex, das irgendetwas nicht stimmt. Und so macht sie sich auf die Suche nach Zusammenhängen - und dringt dabei tiefer und tiefer in die verborgenen Geheimnisse der Häuser ein.



Beurteilung 

Sehr selten passiert es mir, dass ich in ein Buch so schwer hineinkomme und dann am Ende doch einfach nur geflasht bin.
So geschehen bei "Das neunte Haus". Für mich das erste Buch der Autorin, und die ersten paar Dutzend Seiten haben mich regelrecht erschlagen. Ich rutschte sehr schnell sehr tief in eine ziemlich komplexe Handlung und musste mich zunächst mal zurechtfinden.
Man muss sich definitiv darauf einlassen: Viele verschiedene Häuser und ihre Geschichte und jeweiligen Eigenschaften muss man erst einmal kennenlernen und auseinanderhalten. 

Erst ganz allmählich offenbart sich dem Leser die ganze Welt der Verbindungen auf dem Yale-Campus, deren Entstehung, Zusammenhänge und Ziele, deren Geschichte und worum es eigentlich überhaupt in der Erzählung geht. Die ersten 100 Seiten habe ich den ganzen Hype um die Geschichte und die Autorin nicht verstanden, doch ganz unmerklich hat mich die Welt mehr und mehr in ihren Bann gezogen.

Da passt es, dass auch die Protagonistin Galaxy alias Alex Stern gar nicht so recht zu wissen scheint, was sie eigentlich tut und ob es schlau war, den seltsamen Job beim Bewahrerhaus Lethe anzunehmen.

 Zum "Glück" rutscht sie ebenso unbedarft in diese altertümliche Welt mit dem ehrwürdigen Anstrich und den finsteren Abgründen wie der Leser. Sie hat zwar einige Zeit voraus, muss aber auch noch viel lernen. 
Als junge Frau, die vom sozialen Netz nicht gut aufgefangen wurde und ziemlich abgerutscht ist, mag ich Alex mit ihren Ecken und Kanten total gern. Sie wäre gerne abgebrüht, aber ab und zu kommt ihre Unsicherheit und ihre verletzliche Seite doch noch durch. Sie hat wirklich schon ziemlich üble Sachen mitgemacht, da kann man nur bewundern, dass sie immer noch den Mut und den Willen hat, zu versuchen, sich noch ein normales Leben aufzubauen, und ich finde es so wunderbar authentisch, dass sie dabei immer wieder versagt und auch mal den Weg des geringsten Widerstands geht. 

Alex in der Rolle des "Dante" spielt definitiv die größte Hauptrolle in diesem ersten Teil - aber natürlich funktioniert sie nur im Zusammenspiel mit ihrem Team des Haus Lethe. Selbst für die ist sie eine seltsame Außenseiterin, die nicht ins übliche Bild der rekrutierten Neulinge passt, und sie arbeiten eher gezwungenermaßen mit Ihr zusammen: Pammie "der Occulus" der Verbindung, die so der gute Geist für alle ist, sowie Darlington, der "Vergil", der die neuen Rekruten einarbeitet und auf einmal vom Erdboden verschwindet. 
Alle Protas sind irgendwie seltsam, verschroben und haben eine kaputte Familiengeschichte hinter sich - das macht sie interessant, verdüstert das Gesamtbild der Geschichte aber noch mehr.

Eigentlich ist "das neunte Haus" eine ziemlich brutale Geschichte. Wenn man mal drüber nachdenkt, was da während der Handlung alles passiert - grausame Ritualmorde, Menschen werden bei lebendigem Leib aufgeschlitzt, vergewaltigt, unter Drogen gesetzt - schon krass und definitiv nichts für zart Besaitete, vor allem weil Leigh Bardugo sehr anschaulich werden kann. Und alles hinter der hübschen Fassade alter Verbindungen, bestehend zum größten Teil aus Sprösslingen reicher Familien, die sich alles leisten können. 

Vorm geistigen Auge steigen beim Lesen Bilder auf - die Autorin versteht es, die Szenerien sehr plastisch zu beschreiben, ohne langweilig zu werden, man fühlt sich richtig in die Stimmungen der Situationen hineinversetzt, sogar das Wetter und die Tageszeit habe ich beim Lesen irgendwie gespürt. Es ist Wahnsinn, was für einen Sog diese Geschichte ausübt, gerade wenn man es geschafft hat, nach einem anstrengenden Start in die Story einzutauchen, lässt sie einen nicht mehr los. 

Leigh Bardugo malt hier eine faszinierende Welt: Eine Welt der Magie, der Geister, des Totenreichs, der Zauberei, der magischen Rituale, die tatsächlich funktionieren und die nur durch einen dünnen Schleier von unserer Welt getrennt sind. Solche Geschichten liebe ich ja. Und dann dazu noch eine Schulatmosphäre. Aber diese Geschichte ist beileibe keiner der üblichen Jugendfantasyromane mit Dreiecksbeziehung und ein bisschen Geisterkram, keine wohlriechenden Glitzerzauber und engelhafte Erscheinungen.

Nein, die Stimmung ist wirklich insgesamt sehr düster, teilweise deprimierend, mit nur sehr wenig Lichtblicken, keinem Friede-Freude-Eierkuchen Happy-End und sehr traurigen Geschichten, die Geister sind teilweise übel hergerichtet, können sehr brutal werden und die Rituale führen meist in Abgründe und ins Totenreich. 

Von Kapitel zu Kapitel taucht man weiter ein, versteht mehr Zusammenhänge, und immer wen man denkt, das gibt es doch nicht, erfindet Leigh Bardugo wieder ein neues Level der Unfassbarkeit. Das macht auch trotz der teilweise etwas anstrengenden Detailtreue der Beschreibungen die stetig zunehmende Faszination und Spannung aus. 

Es entfaltet sich eine wahnsinnig vielschichtige und unglaubliche Welt, die Geschichte hat extrem viel Potential und "das neute Haus" endet mit einem ziemlich miesen Cliffhanger. Bei dieser Story bleibe ich auf jeden Fall dran und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band. 


offizieller Klappentext

MORS VINCIT OMNIA
Der Tod besiegt alles
Wahlspruch von Haus Lethe

Acht mächtige Studenten-Verbindungen beherrschen nicht nur den Campus der Elite-Universität Yale, sondern nehmen seit Generationen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der USA – das neunte Haus jedoch überwacht die Einhaltung der Regeln. Denn die Macht der Verbindungen beruht auf uralter, dunkler Magie: So können die Mitglieder der »Skull & Bones« die Börsenkurse aus den Eingeweiden lebender Opfer vorhersagen, während Haus Aurelian durch Blutmagie Einfluss auf das geschriebene Wort nehmen kann – ebenso hilfreich für Juristen wie für Bestseller-Autoren …

Als auf dem Campus von Yale eine Studentin brutal ermordet wird, sind die Fähigkeiten der Außenseiterin Alex Stern gefragt, die eben erst vom neunten Haus rekrutiert wurde: Nur Alex ist es auch ohne den Einsatz gefährlicher Magie möglich, die Geister der Toten zu sehen. Um eine Verschwörung aufzudecken, die weit über 100 Jahre zurückreicht, muss Alex ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste ausreizen.

Campus-Leben, dunkle Magie und eine Heldin mit Kult-Potenzial: »Das neunte Haus« verbindet Urban Fantasy mit Gothic Noir zu einem unwiderstehlichen Mix.
Die Autorin Leigh Bardugo hat mit ihren Fantasy-Bestsellern »Das Lied der Krähen« und »Das Gold der Krähen« ebenso wie mit ihrer Grisha-Trilogie auch in Deutschland bereits eine große Fangemeinde begeistert.

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