Dienstag, 16. Juli 2019

Rezension: "Das Labyrinth des Fauns" von Cornelia Funke & Guillermo Del Toro

Titel: Das Labyrinth des Fauns
Autoren: Cornelia Funke & Guillermo del Toro
Verlag und Info: S. Fischer Verlage 
Wertung: ***** 
HC, 318 Seiten
Preis: 20,00 €
Genre: Fantasy
Reihe: Nein
VÖ: 2019
© S.Fischer Verlage

Werbung - Dieses Buch wurde mir vom Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Das Labyrinth des Fauns - Cornelia Funke & Guillermo del Toro


Inhalt 

Nach dem Tod des Vaters muss die junge Ofelia mit ihrer hochschwangeren Mutter zu deren neuem Mann in die spanischen Berge ziehen.

Doch Vidal ist ein grausamer Mann, der niemanden lieben kann und nur darauf aus ist, die spanischen Rebellen aus den Wäldern zu jagen. Doch dann geschieht etwas seltsames: Eine Art Fee kommt zu Ofelia und führt sie zu einem Faun, der ihr sagt, dass sie eigentlich die Tochter einer Königin ist und in ihr Heimatreich zurückkehren kann, wenn sie ihm drei Aufgaben erfüllt.

Ofelia sagt zu - doch die Aufgaben werden immer schwerer, und zudem macht ihr die Realität bisweilen einen Strich durch die Rechnung. Die Zeit wird knapp, um ihre Aufgaben zu lösen - doch ihre Mutter ist kurz davor, das Kind zu gebären, und ihr geht es sehr schlecht. Ofelia ist hin- und hergerissen....



Beurteilung 

Kann ein Buch, das NACH dem Film geschrieben wird, überhaupt etwas werden? Ja, es kann. 
Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, die den Film tatsächlich - zumindest bewußt - nicht kennen und der die Geschichte neu war. Somit konnte ich sehr unvoreingenommen an das Buch herangehen.

Zuerst ist mir der Schreibstil aufgefallen. Er ist ganz anders als der, den ich aus anderen Büchern der Autorin kenne - er ist irgendwie so getrimmt, das er sprachlich in die Zeit passt, in der die Geschichte spielt - in der Realität in den 40ern irgendwo in der spanischen Gebirgspampa, und die Erzählweise hat auch etwas vom altertümlichen Stil, den man aus den klassischen Märchen kennt. 

Macht aber gar nichts und lässt sich erstaunlicherweise trotzem flüssig lesen, um nicht zu sagen, inhalieren. Das Buch ist in viele kürzere Kapitel unterteilt, die immer wieder unterbrochen werden von einem "Märchen" - oder anders beschrieben: 

Immer, wenn wir der Realität ein bisschen gefolgt sind, wird das passende Stück aus der Vergangenheit eingeflochten, in der die Realität und die Welt des Fauns miteinander interagieren, und diese Passagen sind märchenartig dargestellt. 

Die Handlung werden ja die meisten Leser des Buchs bereits grob kennen - Ofelia muss 3 Aufgaben bestehen, um als Prinzessin ins Reich Ihrer Eltern zurückzukehren, aus dem sie vor Jahrhunderten verschwunden ist, so dass der Faun auf die Suche nach ihr ging. Natürlich weiß Ofelia von alldem nichts und hat keine Erinnerungen daran. 

Was mich aber eigentlich fast noch mehr fasziniert hat als der Fantasy-Anteil, war der realistische Teil, in dem Ofelia mit ihrer hochschwangeren Mutter dort bei dem grausamen Capitan Vidal einzieht und wie die zwei sich behandeln lassen müssen. Es ist hochtragisch, und mir hat jedesmal das Herz geblutet beim Lesen, was Ofelia denkt und mit ansehen muss und wie dieser A*** Vidal die beiden behandelt. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt, an der Hand genommen und dort weggebracht.

Aber in der damaligen Zeit und in Spanien war die Denke wohl noch ein bisschen anders...auf jeden Fall ist das alles hoch eindrücklich geschrieben, das Buch hat eine unglaublich starke eigene Atmosphäre, man fühlt sich beim Lesen jedesmal, als würde man wirklich in diese Welt wechseln.

Passenderweise steigert sich die Spannung in beiden "Handlungssträngen" - also sowohl die Aufgaben von Ofelia, als auch die Entwicklungen innerhalb von Ofelias "Familie" parallel und spitzen sich gegenseitig zu, während die Uhr läuft, so dass es wirklich kaum zum aushalten ist und man einfach immer weiter lesen muss. 

Als Gegengewicht fand ich eigentlich die Passagen mit Mercedes sehr gut - nicht, dass diese langweilig wären, aber sie haben irgendwie immer den Kopf wieder ein wenig "gereinigt" und in die Realität gerettet.  

Und zu guter letzt zitiere ich: 

"Es sind immer nur wenige, die zuhören können und nach den wirklich wichtigen Dingen Ausschau halten. Aber für die besten Geschichten sind die wenigen gerade genug". 

In diesem Sinne - ein fantastisches Leseabenteuer mit einer einmaligen Atmosphäre, einer sehr einzigartigen Erzählweise und unglaublich intensiven Bildern und Emotionen - eine tolle Lesereise, die ihre 5 Sterne mehr als verdient hat.

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