Mittwoch, 24. Juli 2019

Rezension: "Haus ohne Spiegel" von Marten Sandén

Titel: Haus ohne Spiegel
Autor: Marten Sandén
Verlag und Info: S. Fischer Verlage
Wertung: ****
HC, 150 Seiten
Preis: 12,00 €
Genre: Mystery
Reihe: nein
VÖ: 24.07.2019
© Sauerländer

Werbung - Dieses Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Haus ohne Spiegel - Marten Sandén


Inhalt

Thomasine, ihr Vater und andere Verwandte teilen sich die Pflege der kranken und bettlägerigen Henrietta. 
Während ihr Vater die meiste Zeit bei Henrietta verbringt, versuchen sich die Kinder im Haus die Zeit zu vertreiben.

Als Thomasine die jüngste der Runde, Signe, die nicht spricht, einmal beim Verstecken spielen vergisst, hat sie ein schrecklich schlechtes Gewissen. Doch irgendwie scheint es Signe gutgetan zu haben - sie ist völlig verändert. Sie ist es auch, die Thomasine einen alten Wandschrank zeigt, in dem alle Spiegel des Hauses versteckt sind.

Sie weiht Thomasine in das Geheimnis der Spiegel ein - und bald darauf auch nach und nach die anderen Kinder und Erwachsenen im Haus.  Jeder scheint verändert von dem Erlebnis wiederzukommen - doch als Thomasines verdorbener Bruder hinter das Geheimnis kommt, scheinen die positiven Entwicklungen auf einmal auf ein großes Unglück hinzusteuern.



Beurteilung 

"Haus ohne Spiegel" hat mich sofort angesprochen. Ein geheimnisvoller Titel, ein wunderschönes Cover und ein mysteriöser Klappentext. Geheimnisvolle Geschichten, die sich um Spiegel drehen, üben ohnehin schon immer eine Faszination auf mich aus. 

Ich habe nicht gar so viel erwartet, da das Buch ja mit knapp 150 Seiten doch recht kurz geraten ist. Aber ich bin zu dem Fazit gekommen, dass es das auf jeden Fall wert war.

Lesen lässt es sich sehr gut und flüssig. Erzählt ist die ganze Geschichte in der Ich-Form durch die Augen von Thomasine, die dem Leser von Ihrer anwesenden Familie, ihrer geliebten Cousinen Wilma und Signe und deren Mutter, Thomasines Vater und Bruder und der kranken Tante Henrietta erzählt. 
Ich finde die Art zu erzählen sehr gelungen. Man liest heraus, dass Thomasine noch nicht erwachsen ist, das kann man ihren Gedankengängen und Überlegungen entnehmen, und trotzdem scheint sie doch schon eine gewisse Ernsthaftigkeit und Reife mit sich zu tragen. Ihr Bruder Martin ist vor einiger Zeit gestorben, und ihre Eltern sind noch lange nicht darüber hinweg. Das belastet sowohl ihre Eltern als auch deren Beziehung zueinander und zu ihr, was sie sehr wohl spürt, denn sie vermisst ihre Familie, wie sie früher war.

Ein altes, riesiges Haus ist natürlich ein tolles Setting für eine solche Geschichte. Man muss allerdings ganz deutlich sagen, dass die Grundstimmung des Romans doch eher zurückhaltend, ja richtiggehend bedrückt ist. 
Zunächst werden nämlich die traurigen Entwicklungen und Konflikte zwischen den einzelnen Protas beleuchtet, und alles wirkt irgendwie trostlos. Das ist aber wichtig, um die Bedeutung der späteren Veränderungen zu erfassen.

Doch worum geht es eigentlich? Thomasine und Signe sind beim Versteck spielen in der Kammer mit den alten Wandschränken, von denen einer mit lauter alten Spiegeln angefüllt ist, auf ein Geheimnis gestoßen, dass sie nicht verstehen. Henrietta war früher eine Berühmtheit, und als das vorbei war, hat sie anscheinend alle Spiegel versteckt. Warum, weiß niemand. Nur die stumme Signe scheint eine Ahnung zu haben - doch da sie nicht spricht, kann sie zunächst niemandem etwas erzählen. Nur zeigen:

Wenn man sich längere Zeit in dem Spiegelzimmer aufhält, passiert etwas, das eindeutig Auswirkungen auf den psychischen Zustand hat. Etwas, das eigentlich jeder Logik widerspricht und eigentlich logisch und physikalisch gar nicht sein dürfte. Wie genau das funktioniert, konnte ich nicht herausfinden. Und da sind wir auch bei dem Punkt, der mich ein bisschen stört und weshalb ich dem Buch auch einen Stern abgezogen habe. Es fehlt mir völlig eine nachvollziehbare Erklärung oder irgendetwas, das versucht, mir zu verdeutlichen, wie das, was da vor sich geht, sein kann - und sei die Auflösung noch so abstrus. Aber es gibt gar keine. Die Geschichte ist trotzdem tragisch-zauberhaft, aber da hat mir was gefehlt.

Als es gegen Ende darum geht, dass Thomasines Bruder Erland in die Spiegelkammer tritt, wird die Handlung mal für kurze Zeit richtig gruselig. Das fand ich auch total genial erzählt. Das hat für mich dem ganzen Buch wirklich nochmal einen Kick gegeben.

Was will uns diese Geschichte also sagen? Ich kann es auch nach der Lektüre nicht beantworten. Ich kann aber sagen, dass es eine wirklich tolle und kurzweilige Geschichte ist, mit einer sehr einzigartigen Grundstimmung, einem irgendwie sehr eindrücklichen Schreibstil und einem mal etwas anderen Plot, der sich wohltuend von anderen Geschichten dieser Art abhebt.
Am besten genießt man einfach die gute Unterhaltung mit Tränen und Gänsehaut Faktor, das ist es nämlich allemal Wert. Von mir also 4 Sterne für "Haus ohne Spiegel".

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